Robert Galbraith: Die Ernte des Bösen, Aus dem Englischen von Wulf Bergner, Christoph Göhler und Kristof Kurz, Blanvalet Verlag bei der Random House Verlagsgruppe, München 2016, 672 Seiten, €24,99, 978-3-7645-0574-5

„Nein, sie konnte nicht die ganze Welt retten. Für Martina, für Sadie, für Kelsey und Heather war es bereits zu spät.“

Spektakulär beginnt dieser Cormoran Strike – Band mit einem ominösen Postboten, der ein Paket für die Assistentin des Privatdetektivs, Robin Ellacott, abgibt. Kaum geöffnet ist der Skandal da. Im Paket liegt der abgetrennte Unterschenkel eines jungen Mädchens. Doch warum ist dieses Paket an Robin und nicht an Strike gesendet worden? Der Leser ist von Anfang aus der Sicht des Mörders über seine morbiden Motive informiert. Er will sich an Strike, dem einstigen Militärpolizisten, der in Afghanistan selbst ein Bein verloren hat, rächen, indem er Robin qualvoll töten will.

Strike muss gar nicht lang nachdenken, um zu erkennen, dass ihn nun die Vergangenheit einholt. Jemand sendet eine Botschaft, die beängstigen soll.

Natürlich spürt auch Robin die Bedrohung und keine Frage ist dieses Ereignis, dass die Detektei wiedermal Klienten kostet, Wasser auf den Mühlen von Matthew, dem Verlobten von Robin. Eifersüchtig auf Strike kann er nicht aufhören über die schlechte Bezahlung und vor allem die vielen Stunden, die Robin mit ihm allein im Büro verbringt, zu lamentieren. In Kürze wollen Robin und Matthew heiraten. Robin will trotz dieses unangenehmen Vorfalls auf gar keinen Fall ihre spannende Tätigkeit in der Detektei aufgeben.

Blutrünstig geht es in diesem wie ein Backstein dicken Krimi von J.K. Rowling zu und um es gleich vorwegzunehmen, die Handlung ist wirklich viel zu lang. Dass ihr gerade diese Geschichte sehr viel Spaß beim Schreiben gemacht hat, erklärt sie auch gleich noch im Nachwort. Leider entwickelt sich die Story dieser eigentlich großartigen Erzählerin nur langsam, auch wenn Strike sofort mehrere Namen auf dem Schirm hat, die mit diesem Fall in Verbindung gebracht werden könnten. Es sind Männer mit abartigen Veranlagerungen, die er aus der Armeezeit kennt und sein Stiefvater, dem vorgeworfen wurde, Strikes Mutter, die an einer Überdosis Heroin gestorben ist, ermordet zu haben.
Gemeinsam mit der Londoner Polizei versucht Strike herauszufinden, was geschehen ist. Die Tote ist angeblich eine ukrainische Prostituierte, aber das ist eine Fehlmeldung. Geschickt hat der Täter eine Verbindung zwischen der Ermordeten und Strike konstruiert. Doch die Polizei fällt auf diese Finte nicht herein. Strike, Robin, aber auch die Polizei begeben sich nun auf die Suche nach den Männern, die der Privatdetektiv für schuldig hält. Auf den kurzen Reise durch England und Schottland erfährt Strike so einiges aus Robins Vergangenheit. Und Robin flieht auch aus ihrer Beziehung zu Matthew, der einen Seitensprung zugeben musste, den er lang verheimlichen konnte. Alles steht auf der Kippe. Strike ist sich seiner Gefühle für Robin nicht so ganz sicher, immerhin ist die junge Frau nicht nur attraktiv, sondern auch noch clever und voller Energie, die ihm oftmals fehlt.
Nach und nach offenbart sich, dass der Täter, in dessen kranke Gedankenwelt der Leser immer wieder eintauchen darf, nicht nur eine Frau ermordet hat.
Aber dann spitzen sich die Ereignisse zu. Durch einen Wechsel des Detective Inspectors wird Strike nicht mehr in die polizeilichen Recherchen miteinbezogen, ja man erklärt ihm sehr deutlich, dass man auf seine Mitarbeit verzichtet. Robin begibt sich auf eigene Wege, um für Gerechtigkeit zu sorgen und Strike ahnt mittlerweile, wer hinter all den perfiden Fällen steckt.
Im Hintergrund der Ermittlungen spielen die Hochzeitsfeierlichkeiten von Prinz William eine Nebenrolle, natürlich beschreibt die Autorin London und seine Bewohner ausführlich, aber auch die englische Provinz und Schottland. Zwar verliert J.K. Rowling nie den Fall aus den Augen, aber sie umkreist zu sehr ihre Figuren und das ausführliche Geschehen in Vergangenheit und Gegenwart, ehe sie der Handlung erlaubt sich zu entwickeln. Am Ende erwartet den Leser ein Cliffhanger, der sich natürlich auf die knisternde Spannung zwischen Strike und Robin bezieht. Als Fan der durchaus gebrochenen und ambivalent dargestellten Strike – Figur muss man den nächsten, auch wenn er noch so voluminös ist, vierten Teil lesen.

Sieben Bände will J.K. Rowling angeblich in guter Harry Potter – Manier veröffentlichen.