Robert Ludlum, Eric van Lustbader: Die Bourne Vergeltung, Aus dem Amerikanischen von Nobert Jakober, Heyne Verlag, München 2015, 512 Seiten, €22,90, 978-3-453-26931-6

„Doch sobald ihm ein Mensch nahekam, musste er sterben, und er war wieder allein und schwor sich, nie wieder jemanden so nahe an sich heranzulassen. Sein Leben pendelte ständig zwischen diesen beiden Extremen hin und her, das Gefühl des inneren Gleichgewichts oder Friedens war ihm unbekannt.“

Jason Bourne, der amerikanische Agent, der sich nicht kontrollieren lässt und vor allem seinen eigenen Wegen folgt, hat das Leben seiner großen Liebe Rebekka, ebenfalls Agentin allerdings des Mossad, nicht retten können. In Tel Aviv findet Bourne kurzzeitig Ruhe und doch lassen ihn die Gedanken an Rache nicht los. Rebekka hatte Kontakt mit dem chinesischen machtgierigen Minister Ouyang Jidan aufgenommen und wurde dann von seinen Schergen ermordet. Die Chinesen machen Geschäfte mit den mexikanischen Drogenkartellen. Ouyang ist sogar mit einer Mexikanerin aus guten Haus verheiratet, mit Maricruz Encarnación. Ihren Vater und Bruder hat Jason Bourne liquidiert.\r\nDer Roman beginnt ebenfalls mit einer spektakulären Hinrichtung. Sicher vom Leiter der mexikanischen Antidrogenbehörde Carlos Danda Carlos in Mexiko – Stadt begleitet wähnt sich der Antiterrorspezialist des Mossad Eden Mazar. Doch dann werden er und seine Sicherheitsleute mit Macheten getötet. Bourne ist dabei und überlebt. Klar ist, Carlos Danda Carlos spielt ein Doppelspiel, wie so viele Protagonisten in dieser Geschichte voller Machtgier.

Zwischen Shanghai und Mexiko-Stadt pendelt nun die Handlung, in der Bourne nach seinen Spielregeln als Auftragskiller arbeiten wird. Der Mossad kann ihn zwar auf Ouyang ansetzen, aber Bourne lässt sich nicht bevormunden.
Als Ouyangs Frau Maricruz, die den Machismo ihres Landes verachtet, nach Mexiko reist, will sie den Nachlass ihres Vaters ordnen und die verfeindeten Drogenkartelle an einen Tisch bringen. Ihr Vorschlag für eine gelungene Geldwäsche ist der chinesische Kunstmarkt. Aber sie hat die Rechnung ohne Carlos Danda Carlos gemacht und gerät in einen Strudel von Gewalt. Auch wenn die Chinesen ihren Auseinandersetzungen per Cyberkrieg führen und so fremde Technologien stehlen, die politischen Machtkämpfe müssen noch von Angesicht zu Angesicht geführt werden. Und hier stehen sich der ultrakonservative Cho Xilan und der auf den mit seinen Mitteln forcierte fortschrittliche Ouyang gegenüber.

Als Bourne in Shanghai eintrifft, wird er sofort von seinem Widersacher Oberst Sun observiert. Auf der Suche nach Wei Wei, einem israelischen Agenten, der allerdings ermordet wurde, trifft Bourne Yue. Durch sie, die allerdings Bourne an Oberst Sun ausliefern wollte, erfährt der Agent das Ouyang mit Maricruz verheiratet ist. Bourne reist nach Mexiko, schlüpft in die Rolle eines Arztes, um Maricruz näher zu kommen. Sie hatte sich von den Männern des einen Drogenkartells brutal zusammenschlagen lassen, damit sie Carlos Danda Carlos Vertrauen gewinnt. Geplant ist seine Ermordung. Bourne jedoch verfolgt ganz andere Ziele und bei denen soll Maricruz, ohne es zu ahnen, ihm helfen.

Holzschnittartig und sprachlich völlig einfallslos agieren die Figuren in diesem Bourne-Teil. Eine Actionszene folgt der anderen und das wäre auch nicht falsch, wenn die überraschungsarmen Machtspiele und die doppelgesichtigen Protagonisten nicht so beliebig wären, so voraussehbar und vor allem kaum spannend dargestellt. Der übermenschliche Jason Bourne mit seinem dumpfen Racheplot reflektiert kurzzeitig über seine eigene Lebenssituation, um sich dann wieder seiner einsamen Rächerrolle zu widmen. Da werden keine wirklichen physischen oder psychischen Wunden aufgerissen. Überraschend mag das Ende sein, versöhnt allerdings nicht mit dem schlechten Erzählstil