Danette Haworth: Der Sommer, als ich beinahe vom Blitz getroffen wurde, Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit, Carlsen Verlag, Hamburg 2011, 141 Seiten, €11,90, 978-3-551-58233-1

„Oh, mein Gott, diese dumme Gans führt sich auf wie die Prinzessin auf der Erbse.“

Die Luft flirrt von der Wärme, es ist Sommer in Florida. Die elfjährige Violet, die immer glaubt, sie hätte das Sagen, lebt mit ihrer besten Freundin Lotti, die sie von klein an kennt, Tür an Tür in Mitchell Hammock. Lotti hat eine Großfamilie und Violet würde am liebsten dazugehören, denn sie ist Einzelkind und ihre Mutter arbeitet in der Bäckerei. Beide Mädchen lesen gern, gehen schwimmen, sitzen im Wald in ihrem Höhlenbaum oder halten Ausschau nach dem Alligator. Und dann ist da noch Eddie, Violets Kumpel seit Ewigkeiten.
In diesen extrem heißen Sommerferien jedoch soll alles anders werden, denn die äußerst hübsche Melissa ist mit ihren Eltern in den Ort gezogen. Sie kommen aus Detroit und Melissa bezeichnet Mitchell Hammock als „Nest“. Woraufhin Violet, die das nicht schlucken will, sie vor allen „Zicke“ nennt. Lotti ist beeindruckt von der Neuen und freundet sich mit Melissa an. Plötzlich tragen beide Mädchen die gleichen Glitzer-T-Shirts und reden über Geheimnisse, von denen Violet ausgeschlossen ist. Um die Flucht nach vorn anzutreten und nicht zu zeigen, wie eifersüchtig sie ist, unternimmt Violet einen Annäherungsversuch. Aber alles, womit sich das neue Mädchen beschäftigt, Fernsehserien, Schminken und Hollywoodstars, ist für Violet völlig fremd und total uninteressant.

Im Gegenzug stolziert Melissa, die immer etwas Besonderes sein will, durch den Wald, glaubt, dass Flusswege asphaltiert sind und fürchtet sich vor Käfern, Spinnen und Schlangen. Es brodelt zwischen den Mädchen. Violet nervt enorm, dass sie und Eddie nun von Melissa als Liebespaar bezeichnet werden, wo sie doch einfach nur Freunde sind. Versucht Lotti einfach nur einen neuen Kontakt zu knüpfen, so empfindet Violet das bereits als Vaterlandsverrat. Zwischen den Mädchen eskaliert es dann, als Lotti und Violet Kuchen backen und ein Gewitter naht. Lotti ist später mit Melissa verabredet, was Violet ärgert. Sie zieht das Kuchenbacken immer länger hinaus bis der Blitz einschlägt. Lottis Haus ist von innen völlig zerstört. Sie zieht vorübergehend mit ihren drei kleinen Schwestern zu Melissa. Violet fühlt sich schuldig, auch wenn die Feuerwehr als Brandursache die Fernsehantenne angibt. Doch nun macht die Versicherung Schwierigkeiten, denn Lottis Eltern waren mit ihren Zahlungen im Verzug. Violet muss sich etwas einfallen lassen.
Aus Violets Sicht nimmt die dialogreiche, wie witzige Geschichte wunderbar Tempo auf. Die zum Teil auch sehr egoistischen Beweggründe des selbstbewussten Mädchens sind genauso nachvollziehbar, wie Lottis Wunsch sich neu zu orientieren. Welche Veränderungen auf alle Mädchen zukommen, deutet Danette Haworth wage an und weiß doch, dass ein geschminktes Mädchengesicht auf gar keinen Fall von Reife zeugt.