Andrea Hensgen, Béatrice Rodriguez ( Ill.): Der große Hund, Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2011, 24 Seiten, €11,90, 978-3-7795-0313-2
Ziemlich einsam ist der kleine Junge, der trotz liebevollem Abschied von der Mutter allein zur Schule gehen muss. Ohne Worte ( möglicherweise nach einer Idee von Andrea Hensgen, der Verlag bleibt eine Erklärung schuldig), aber in ausdrucksstarken, fein gezeichneten Bildkompositionen erzählt die französische Illustratorin Beátrice Rodriguez vom Kummer des kleinen Kindes, dass sich vor dem Tunnel, dem wilden Hund hinterm Zaun und dem grölenden, betrunkenen Mann auf der Bank fürchtet. Auch wenn die Kinder in der Nähe des Jungen sich unterhalten, um ihn herum ist Stille in den Bildern. Als die Schule zu Ende ist, empfängt den Jungen ein brauner, freundlicher Hund, der fast so groß ist wie das Kind. Ängstlich reagiert der Junge auf den zutraulichen Vierbeiner, der ihn nach einer Phase der Annäherung nach Hause begleitet. Am kommenden Morgen ist der treue Hund wieder da und schon strahlt der Junge und nimmt mit dem Tier an seiner Seite die Dunkelheit im Tunnel, die Furcht vor dem Hund hinterm Zaun und den Betrunkenen gar nicht mehr wahr. Ein kleines Wunder. Das Duo verbringt viel Zeit miteinander, bis eines Tages der große Hund verschwunden ist. Der selbstbewusst gewordene Junge sucht nun emsig nach seinem Spielkameraden und wird fündig am Zaun zu einem Altersheim. Enttäuscht blickt der Hund auf sein Herrchen im Rollstuhl. Wie der kleine Jungen dann für seinen Hund etwas Gutes erreicht, das hat die Illustratorin weder kitschig noch harmoniesüchtig dargestellt, sondern realistisch und fröhlich. Kind und Hund finden in Bilderbüchern gern zusammen, mal komisch, mal tragisch, mal unterhaltsam. Diese Geschichte jedoch zeigt auf einfache, sensible Weise, dass zwischen Mensch und Tier Geben und Nehmen möglich sind und alle glücklich werden.
Schreibe einen Kommentar