Megan Crewe: Der Geist an meiner Seite, Aus dem kanadischen Englisch von Birgit Salzmann, Oetinger Taschenbuch, Hamburg 2011, 299 Seiten, €9,95, 978-3-8415-0107-3

„Der Tod war nun mal eine schwierige Sache, genau wie das Leben.“

Cass McKenna hat ihre Schwester Paige vor vier Jahren verloren. Als Paige 16 Jahre alt war, ist sie ertrunken. Seit dem Tag des Unglücks schwirrt sie nun als Geist um Cass herum und nervt sie mit ihren guten Ratschlägen. Aber Cass will sich nicht vorteilhaft anziehen, mit niemandem befreundet sein und schon gar nicht zu Partys gehen. Die 17-Jährige ist an ihrer neuen Schule ein Freak, jemand der auf geheimnisvolle Weise Informationen erhält und diese auch gezielt gegen Mitschüler ausspielt. Cass‘ Informanten sind ebenfalls Tote, Norris und Bitzy. Sie gehen durch die Schulwände, hängen an der Sporthalle ab, tratschen den ganzen Tag und sind überglücklich, dass sie jemanden gefunden haben, dem sie ihre Neuigkeiten mitteilen können.

Cass beobachtet ihre skrupellosen Mitschülerinnen, die die Fleißigen ausnutzen, um sie dann im Internet schlecht zu machen. Auch Cass wurde von ihrer besten Freundin Danielle gedemütigt. Danielle konnte nicht verkraften, dass Cass die bessere im Debatierclub war und mit ihrem angebeten Cameron zum Ausscheid fahren sollte. \r\nDie Freundinnen werden zu erbitterten Feindinnen, denn Danielle beginnt hinten herum Cass zu mobben und fast alle in der Schule schließen sich an.

Cass will es Danielle unbedingt heimzahlen, auch sie soll erleben, wie es ist, wenn man das Vertrauen eines Menschen verliert und in die Außenseiterrolle gedrängt wird. Danielle ist mit Paul zusammen, der allerdings auch gern mit anderen Mädchen knutscht. Hier hofft die verbitterte Cass auf sachdienliche Informationen von ihren toten Freunden. Inzwischen hat Cass die Stellung der Beobachterin eingenommen und sie ärgert sich über den stellvertretenden Schulsprecher Tim, der seine Mutter verloren hat. Seine Leidensmiene und die ständige Anteilnahme der Mädchen nerven sie. Aber Tim geht auf Cass zu. Er scheint ihr Geheimnis zu ahnen.

Er will mit seiner toten Mutter sprechen und hofft, dass Cass ihm helfen könnte.

Sie erwartet als Gegenleistung Informationen über Paul, seinen Freund.

Durch die Erlebnisse mit Tim, der immer wieder zum Alkohol greift und Hilfe benötigt, erkennt Cass, dass sie sich nicht anders als ihre so verhassten Freunde verhält. Sie hat jegliches Vertrauen in andere Menschen verloren und beginnt zu hinterfragen, was Freundschaft eigentlich bedeutet.

Cass hat inzwischen verstanden, dass es auch Geister gibt, so wie Tims Mutter, die nach ihrem kurzen Aufenthalt in der irdischen Welt ins Jenseits für immer abtauchen. \r\nDas Mädchen durchlebt einen inneren Läuterungsprozess, der ihr klar macht, dass Rache ihr nicht weiterhilft.

Geister sind in Kinder- und Jugendbüchern in. Mal sind sie Seelenverwandte, mal helfen sie den Protagonistinnen auf die Sprünge.

„Der Geist an meiner Seite“ liest sich unterhaltsam. Fragt sich nur, ob diese Freundschaftsgeschichte auch ohne paranormale Figuren ausgekommen wäre, zumal die Rolle der toten Schwester Paige bis zum Ende nicht ganz klar wird.