Dagmar Chidolue: Das mit mir und Romeo, Fischer Schatzinsel Verlag, Frankfurt a.M. 2012, 192 Seiten, €12,99, 978-3-596-85483-7
„Aber in diesem Moment, genau in diesem Moment!, hatte ich das Gefühl, dass ich mir die ganze Zeit etwas vorgemacht hatte. Ich mochte ihn, diesen Romeo, ich hatte ihn über alle Maßen gern. Jetzt könnte er mich küssen, dachte ich da.“
Aber bis es zu einem Kuss, und auch nur zu einem „Trostkuss“ kommt, vergeht viel Zeit. Julia, ihr jüngere Schwester Hannah und die Mutter mussten nach der Scheidung vom leichtlebigen Vater, der irgendwie im Leben der Mädchen so gar keine Rolle spielt, zum Großvater ziehen. ER, so nennt ihn Julia, ist für die kleine Familie ein fremder Mensch. ER unternimmt auch nichts, um seine Tochter und die Enkelkinder an sich zu binden. Ganz im Gegenteil, der Großvater vermittelt ihnen das Gefühl, dass sie nur stören. Sie dürfen nicht telefonieren, keinen Lärm verursachen, keinen Schmutz ins Haus tragen und sollten am liebsten unsichtbar sein.
Julias Großvater war einst der Direktor der Schule, an die Julia und Hannah nun gehen müssen. Kein guten Voraussetzungen für einen Neustart, auch wenn der neue Direx irgendwie ein bisschen zu modern ist. Verzweifelt sucht die Mutter der Mädchen Arbeit. Dem Diktat des Großvaters müssen sich alle unterwerfen, so lange sie finanziell von ihm abhängig sind.
Als Julia dann am ersten Tag in ihrer Klasse ihren Namen nennt, lachen alle. Der Grund: ein Mitschüler heißt Romeo. Er ist sehr selbstbewusst, kümmert sich nicht um die Cliquen in der Klasse und scheint trotzdem anerkannt. Julia setzt sich neben die mondgesichtige Svenja und weiß, sie gehört nicht zu den beliebten Schülern.
Als die unangenehmen Jungen aus der Klasse Julia ärgern, beschützt Romeo sie.
Beide 13-Jährige nähern sich ganz langsam einander an. Auch in Romeos Haushalt ist der Vater abwesend. Julia muss Romeo aufsuchen, denn sie konnte ihre aufbrausenden Gefühle dem Großvater gegenüber nicht mehr zurückhalten und nun wurde die Sommerparty abgesagt.
Julia ist Romeo gegenüber sehr verunsichert. Sie mag ihn, aber sie will nicht von den anderen gehänselt werden. Als sie aus der Überraschungskiste der Klasse dann wie durch Zufall Kondome geschenkt bekommt, kann sie die Tränen und die Empörung nicht mehr zurückhalten.
Dagmar Chidolue erzählt auf einfache Weise aus der Sicht von Julia die Geschehnisse, die für ein 13-jähriges Mädchen zu Verunsicherungen, aber auch zu ersten wahren Liebesgefühlen führen. Die erfahrene Autorin bleibt immer auf der Augenhöhe ihrer Protagonisten und zeigt die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Erwachsenen aus der Sicht des Mädchens.
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