Kristy Spencer & Tabita Lee Spencer: Dark Angels‘ Summer – Das Versprechen, Arena Verlag, Würzburg 2012, 475 Seiten, €18,99, 978-3-401-06784-1
„Mittlerweile kann ich keine Engel mehr sehen. Engel machen mich echt fertig.“
Weit abgelegen befindet sich Whistling Wing. Hierher kehren die Schwestern Dawna und Indie nach sieben Jahren mit ihrer durchgedrehten, glücklosen, leicht mystisch-esoterisch angehauchten Mutter zurück. Der Anlass der Reise ist der Tod der Großmutter, die die Familie, ein Rätsel, nicht mehr sehen wollte. Jeweils aus der Sicht der sehr unterschiedlichen Schwestern, Dawna ist eher ruhig und harmoniebedürftig, Indie dagegen emotional, provozierend und unangepasst, wird die Handlung im Präsens erzählt. Beide Schwestern sind an 33 Tagen gleichaltrig und werden bald 18 Jahre alt. Sie verbindet gerade in dieser Zeit eine seltene Gabe, sie verstehen sich ohne Worte, fast per Gedankenübertragung.
In Whistling Wing begegnen die Schwestern vielen Erinnerungen an die glücklichen Kindertage mit der geliebten Großmutter und sie sehen den Zigeuner Miley wieder.
Der Geist der Großmutter scheint immer noch in Haus und Garten zu schweben. Und noch jemand gesellt sich zu den Frauen, Shantani, die neueste Eroberung der Mutter. Er gibt vor, mit Engeln Kontakt aufnehmen zu können und will mit der Mutter ein Engelseminar anbieten. Die Mädchen sind von dieser neuen Männerbekanntschaft und den für sie hohl klingenden Sätzen des Scharlatans genervt, der dann auch noch Leute anschleppt, die mit ihrem Schutzengel „channeln“ wollen.
Spielt sich bei Shantani im Haus ein mystischer Hokuspokus ab, so braut sich außerhalb Whistling Wings, unheilverkündend und atmosphärisch atemberaubend dicht erzählt, eine wahre Engelsverschwörung zusammen. Wie kann es sein, dass riesengroße, schwarz gefiederte Vögel auftauchen, unergründliche Lichterscheinungen sichtbar werden und einer der Engelsucher, Pius, auf seltsame Weise zu Tode kommt? Und dann erscheint dieser überirdisch schöne Unbekannte, der Indie magisch anzieht, sie aber trotz eindeutiger Bekundigungen auf Distanz hält. Auch Dawna fühlt sich zu jemandem aus Kindertagen hingezogen, zum unbeständigen Miley.
Als die Mädchen das Grab der Großmutter aufsuchen, erkennen sie, das irgendetwas nicht stimmt. Sie sehen und vernehmen die Stimme der Großmutter, die ihnen bei ihren Sommeraufenthalten, ohne dass es den Mädchen bewusst war, wichtige Botschaften einflüsterte. Sie sollten immer, egal was passiert, zusammenhalten und was sich ihnen kaum erschließt, sie seien die Hüterinnen des Lichts und hätten Macht über das Engelstor.
Läuft die Handlung eher schleppend voran, als müssten die Autorinnen sich langsam auf ihren gemeinsamen Plot einschwören, so beginnt die Geschichte an Fahrt zu gewinnen, je mehr Informationen die fiktiven Schwestern sammeln und die Gefahr einer dunklen Engelsinvasion immer deutlicher wird, die nur sie, so wie ihre Vorfahren unter Einsatz ihres Lebens verhindern können.
Im Auftaktband einer geplanten Tetralogie bleiben viele eröffnete Handlungsstränge und Figuren noch blass und rätselhaft, z.B. wer ist der Vater von Dawna und Indie, der unbedingt Kinder wollte und sich dann aus dem Leben der Mutter entfernte? Was verbirgt der undurchsichtige Shantani, der die Mutter nur durch Überredung nach Whistling Wing zurückgebracht hat?
Die Rollenaufverteilung der Schwestern hat etwas für sich, denn dadurch gewinnt die Handlung an Dynamik, Vielschichtigkeit und manchmal auch Komik, z.B. in der Verdrehung der Mutter-Tochter-Beziehung oder ironischen Betrachtung der esoterisch angehauchten Szene, die an paranormale Erscheinungen glaubt.
Geplant wurde die mehrbändige Reihe, und das Geheimnis darf gelüftet werden, von den erfolgreichen Autorinnen und Schwestern Beate Teresa und Susanne Hanika. Beate Teresa Hanika war mit ihrem beachtlichen Debütroman „Rotkäppchen muss weinen“ für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2010 nominiert. Ihre Schwester Susanne Hanika schrieb erfolgreich die Regionalkrimis um die Ermittlerin Lisa Wild. Ihr gemeinsames Projekt „Dark Angels’ Summer“ ging aus einem Traum von Beate Teresa Hanika hervor: Eine verlassene Farm, ein dunkler Wolf … und schon war die Idee geboren. „Wir haben ein paar Wochen darüber gesprochen, und irgendwann hat Beate einfach das erste Kapitel geschrieben – dann ging alles wie von selbst“, erzählte Susanne Hanika in einem Interview.
Band 2 erscheint im Herbst!‘
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