Claire Douglas: Perfect Crime – Wenn niemand dir glaubt, Aus dem Englischen von Ivana Marinović, Penguin Verlag, 400 Seiten, €16,00, 978-3-328-11038-5
„Emilia hat das Gefühl, immer tiefer in ein Spinnennetz gezogen zu werden, ohne sich daraus befreien zu können. Sie malt sich Elliots Reaktion aus, die ihrer Lektorin. Ihres Agenten. Was würden sie von ihr denken? Emilia hat sie angelogen. Sie alle.
Und nun holt die Wahrheit sie ein, um sie sich zu holen. Um sie zu töten.“
Emilia Ward ist eine erfolgreiche Londoner Autorin und demnächst wird ihr zehnter und letzter Band aus der Krimireihe um Detective Inspector Miranda Moody mit dem Titel „Ihr letztes Kapitel“ erscheinen. Niemand weiß, wie schwer es ihr diesmal gefallen ist, einen originellen Plot zu konstruieren. Als sie nun ihr Manuskript bei ihrer Lektorin abgibt, fühlt sie sich nicht sonderlich wohl. Auf dem Weg nach Hause dann geschieht etwas äußerst Eigenartiges. Wie in einer Szene aus ihrem ersten Moody – Band, den sie vor elf Jahren geschrieben hat, muss sie den Bus verlassen, weil in Kew Garden wie bei einem Terrorangriff Alarm ausgelöst wird. Allerdings findet die Polizei dann nur eine Bombenattrappe. Und es wird nicht bei diesem einen seltsamen Zufall bleiben. Nach und nach, der Täter oder die Täterin kennt Emilias eigentlich geheime Adresse, werden Devotionalien, die in ihren Romanen vorkommen, wie eine kaputte Möwenfigur ( Detective Inspector Miranda Moody leidet unter einer Möwenphobie.) oder eine Trollpuppe am Baum oder einem Trauerkranz aus dem dritten Band auftauchen. Nachdem Emilias Manuskript von der zufriedenen Lektorin bearbeitet wurde, schickt die Autorin einige Manuskripte an Familienmitglieder, aber aber auch Freunde, z.B. ihre langjährige Freundin Ottilie und ihre Beraterin in ermittlungstechnischen Details DC Louise Greene. Ihr Sohn Toby ist gut mit Emilias Sohn Wilfie befreundet.
Parallel zu Emilias Lebenssituation berichtet Claire Douglas kursiv von einem aktuellen Fall, in dem ein Serienmörder seine Opfer mit einem Insektentattoo am Fuß kennzeichnet. Und es wird die Geschichte einer gewissen Daisy aus dem Jahr 2005 erzählt, die als Kind erleben musste, dass ihre Mutter von ihrem Liebhaber getötet wurde. Daisy glaubt, diesen Mann gesehen zu haben.
Als dann jedoch Emilias Tochter Jasmine in Gefahr gerät und alles zum Glück gut ausgeht, ahnt Emilia, dass der Täter oder die Täterin ihr unveröffentlichtes Manuskript kennt. Und nun ist jeder verdächtig. Allerdings muss Emilia auch endlich zugeben, dass sie die Handlung des neuen Krimibandes nicht selbst geschrieben hat. Louise hat ihr ihre eigenen Aufzeichnungen zu einem angeblich ausgedachten Fall überlassen. Emilia konnte jedoch nicht wissen, dass der Täter bei Louise in einem anderen Teil Englands, von der Polizei als Gottesanbeterinnen – Mörder bezeichnet, wieder aktiv geworden ist und so überschneiden sich Fiktion und Realität und mittendrin steht nun die Autorin, die weiß, das dieses Manuskript ihren Ruf als gute Autorin zerstören könnte. Als Louise alias Daisy, die Emilia also ihre eigene tragische Geschichte für den Roman übergeben hatte, dann ermordet wird und die Polizei das Insektentattoo an ihrem Fuß entdeckt, kann Emilia nicht länger schweigen.
Claire Douglas schafft es, die Spannung über 400 Seiten hin nicht nur zu halten, sondern mehr und mehr zu steigern, bis zu einem überraschenden Finale. Sie verwebt in ihrer Romanhandlung geschickt einen aktuellen Fall, der die Polizei in Atem hält, mit einem Manuskript, dass den Täter aufscheuchen soll und somit enttarnen. Die Krimiautorin wird dabei zur unfreiwilligen Helferin, da sie selbst kaum noch Ideen hat. Dass sie sich dadurch aber selbst in Gefahr begibt, stellt sich erst heraus, als das Buch bereits von einigen Leuten gelesen wurde. Mit reichlich Personal und privaten Problemen rund um Emilias Familiensituation angereichert hat Claire Douglas einen fesselnden, verstörenden und überraschend bis zur letzten Zeile spannenden Krimi geschrieben.