Christoph Simon: Die geschenkte Leiche . Ein Gertsch – Krimi, Atlantis Verlag Kampa, Zürich 2025, 176 Seiten, €18,90, 978-3-7152-5535-4

„Gertsch betrachtete alles, ohne etwas zu berühren. Er öffnete keine Schränke und Schubladen, suchte keine Wandsafes hinter Gemälden. Er hatte nicht vergessen, dass er entgegen seinen Gewohnheiten hier war, um Dinge ‚dazulassen‘, nicht, um sie mitzunehmen.“

Der fünfzigjährige Paul Gertsch betreibt seit zehn Jahren im Norden Berns einen ganz simplen Trödelladen mit dem schönen Namen Suchen & Finden. Ab und zu hilft ihm seine Tochter Alina, die eine Schauspielerinnenkarriere anpeilt, im Laden und bei anderen ziemlich illegalen Geschäften. Denn in der reichen Schweiz, immer ein landschaftlich traumhaftes Ambiente vor Augen, spielt Geld und Business einfach die Hauptrolle. Mögen die Einbrüche in Chalets oder kleine Diebereien in Theatertoiletten einen wohltuenden Adrenalinschub bei Gertsch auslösen, die Polizei jedenfalls hatte ihn noch nie auf dem Schirm. Doch nun könnte es etwas brenzlig werden, denn nach dem Auftrag im Theater finden Gertsch und Tochter im Kofferraum ihres alten Autos eine Leiche. Um dieses unerfreuliche Geschenk schnell loszuwerden, immer die Kameras auf den Straßen und vor der Notaufnahme im Auge, platzieren sie den erkalteten Corpus vor dem Krankenhaus. Schnell wird an den kommenden Tagen klar, der Tote ist der stadtbekannte Architekt Charles Schoch. Als unsichtbare Betroffene und ziemlich neugierig beginnen Gertsch und Alina dezente Befragungen im Umfeld des Ermordeten. Durch Zufall hatte Alina sogar einen Polizisten im Theater kennengelernt, obwohl sie eigentlich nicht auffallen sollte. Klar ist, Charles Schoch ist durch eine Kohlenmonoxidvergiftung ums Leben gekommen. Sonderlich beliebt war er weder bei seinen Boule-Freunden, noch in der Reitschule, einer sozialen Einrichtung, die nun nach Plänen von Schoch in Gebäude für Zahnarztpraxen umgebaut werden soll. Und natürlich hatte Schoch auch eine um Jahrzehnte jüngere Geliebte, die auch noch schwanger ist. Bei dieser Nachricht klingeln natürlich alle Glocken, denn die Ehefrau des Toten, Odile Schoch, kann sich nun auf Erbansprüche gefasst machen.
So richtig spannend entwickelt sich die Handlung dieses schmalen Krimis leider kaum. Witzig ist eher der selbstverständliche Zubrotverdienst des Trödelhändlers, der einen guten Blick für Menschen hat und diskret aber auch geschäftstüchtig unter dem Radar des Gesetzes mit seiner ganz eigenen Auffassung von Recht und Gerechtigkeit arbeitet. Da Gertsch seine ganz individuellen Ermittlungen durchführt, fehlen auch alle Standardsätze bei polizeilichen Befragungen aus den üblichen Whodunit – Krimis. Wie geschickt Christoph Simons Hauptfigur dann die Polizei in die richtige Richtung manövriert, ist schon wieder amüsant und verhilft letztendlich dazu, dass dieser Fall unblutig gelöst wird.
Lesenswerter Krimi für Leute mit schwachen Nerven!