Christoph Peters: Innerstädtischer Tod, Luchterhand Verlag, München 2024, 304 Seiten, €24,00, 978-3-630-87747-1

„Nachdem Fabian sich erst jahrelang an Müll abgearbeitet hatte, widmete er sich jetzt also
sado – masochistischen Obsessionen. Jede Epoche bekam die Kunst, die sie verdiente. Statt die Schönheit zu feiern, dem Erhabenen die Ehre zu erweisen, hatte sie sich der Hässlichkeit, der Gewalt, allen nur vorstellbaren Abartigkeiten verschrieben.“

Nach „Der Sandkasten“ und „Krähen im Park“ ( Rezension auf dieser Website:http://karinhahnrezensionen.com/lese24/christoph-peters-kraehen-im-park/ ) ist „Innerstädtischer Tod“ der Abschluss der Koeppen – Trilogie.
Hermann Carius, Mitglied bei den Neuen Rechten, eine der schillernden Figuren dieses Romans, frei der Wirklichkeit abgekupfert und schnell als bekanntes AfD – Mitglied und einstiges Bundestagsmitglied zu erkennen, kann hier all seine islamophoben, reaktionären Gedankengänge abladen. Kaum von der Familie geschätzt, hoffen alle, dass er zur Eröffnung der ersten Einzelausstellung seines Neffen, Fabian Kolb, den er zu Beginn seiner Karriere auch noch finanziell unterstützt hatte, nicht auftauchen wird. Dabei reisen alle Familienmitglieder an.
Immer im Perspektivwechsel kommen alle handelnden Figuren, die nun nach und nach in Berlin eintreffen, einschließlich des bekannten Galeristen Konrad Raspe, nebst Ehefrau Eva-Kristin, zu Wort. Als zeitlichen Hintergrund hat Christoph Peters als Chronist der Gegenwart den 9. November 2022 gewählt. Alle Gedanken kreisen natürlich auch in Berlin um den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die Nachwehen der Pandemie.
Gesellschaftliche Klischees spielen natürlich eine Rolle und die Idee von Macht und gesellschaftliche Veränderungen, die eher rückwärtsgewandt sind.
Fabian, als der Außenseiter in der Familie, den niemand versteht, wollte als Ältester nicht die Krawattenmanufaktur in Krefeld übernehmen. Weder Fabians Vater, noch sein Bruder oder seine Mutter haben die geringste Ahnung, was Fabian als Künstler so treibt. Geplagt von eigenen Existenzängsten fühlen sich die Kolbs kaum Wohl in der verdreckten Hauptstadt.
Und dann bahnt sich auch noch eine #metoo – Skandal an, in den Konrad Raspe verwickelt ist und natürlich haben Fabian und Raspes um Jahre ältere Ehefrau ein Verhältnis. Noch ein Klischee.
Nach den leider nicht überraschenden Wahlergebnissen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen kommt Christoph Peters „Innerstädtischer Tod“, der Abschlussband seiner Berlin-Trilogie, genau zur rechten Zeit und zeichnet ein wirklichkeitsnahes Bild vom politischen wie kulturellen Berlin.