Nicci French: Blauer Montag, Der Hörverlag, gelesen von Andrea Sawatzki, 6 CDs, 445 Minuten, €19,99, 978-3-86717-808-2
„Es ging immer weiter. Das Geschrei war um ihn herum und in ihm drin, ein schwellendes, hallendes Kreischen, dem er nicht entkommen konnte. Die Finger über die Ohren gelegt, den Körper zusammengerollt. Kopf auf Stein, scharfe Knie auf scharfen Steinen. Sand in den Augen, brennende Haut, mach keinen Laut. Es war einmal ein kleiner Junge.“
Das englische Autorenduo und Ehepaar Nicci Gerrard und Sean French legen mit dem Thriller „Blauer Montag“ den Auftakt zu einer geplanten achtteiligen Serie mit der Psychologin Frieda Klein vor.
Die Hauptfigur ist eine in sich gekehrte Mittdreißigerin, bodenständig, prinzipienfest, ziemlich beziehungsunfähig, zuverlässig und mit dem Beruf verheiratet. Sie nimmt sich Zeit für ihre Patienten, hört zu, konzentriert sich und trägt vieles aus den Sitzungen in ihr kleines gemütliches Haus. Allerdings werden ihre Prinzipien in Frage gestellt, als sie den scheinbar verklemmten Alan Dekker therapiert. Er kommt in seinem Alltag nicht mehr klar, denn er wünscht sich einen Sohn, ein Ideal-Kind nach seinen Vorstellungen. Als er Frieda das Foto zeigt, fällt diese aus allen Wolken, denn vor Kurzem wurde der fünfjährige, rothaarrige Matthew, der genauso aussieht, entführt.
Frieda informiert die Polizei, lernt Inspektor Karlsson kennen und tritt, ohne es zu ahnen, eine Lawine los. Bereits vor 20 Jahren wurde ein fünfjähriges, schüchternes Mädchen fast lautlos entführt. Ihre Schwester, die auf sie aufpassen sollte, kann sich bis heute vom diesem Trauma der Schuld nicht befreien.
Ein Zufall löst den nächsten ab, Frieda recherchiert, lässt observieren und gelangt bedrohlich in die Nähe der Entführer.
Alan sagt nicht die Wahrheit. Stück für Stück kann die Psychologin ihm entlocken, dass er adoptiert wurde. Seine leibliche Mutter hatte ihn einfach ausgesetzt. Doch Alan hat einen Zwillingsbruder. Doch wie handeln Zwillinge, wenn sie getrennt werden?
Spannend bleiben in jedem Augenblick die Sichtweisen der Psychologin und die wissenschaftlichen Methoden psychologische Fragen betreffend. Frieda denkt anders als die Polizei und streitet sich immer wieder mit Karlsson, der zwischen Beruf und gescheitertem Privatleben hin- und herschwankt.
An Weihnachten eskaliert die Geschichte und gleichzeitig löst sich der äußerst spannende Plot auf, um am Ende nochmal kurz das Herz beim Hören stocken zu lassen.
Andrea Sawatzki liest konzentriert, aber mit wenig Spielraum bei der Gestaltung der verschiedenen Figuren. Sie drückt ihre Stimme hinunter, wenn sie Männerrollen spricht und geht bei Frauen in die Höhe. Das ermüdet auf die Dauer und wäre gar nicht notwendig gewesen. Wenn sie jedoch die Gedanken des Enführungsopfers wiedergibt, ist der Hörer ganz bei ihr.
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