John Grisham; Bestechung, Aus dem Amerikanischen von Kristiana Dorn-Ruhl, Bea Reiter und Inke Walsh-Araya, Heyne Verlag, München 2017, 448 Seiten, €22,99, 978-3-453-27033-6
„Die jahrelangen Schmiergelder als Gegenleistung für entsprechende richterliche Entscheidungen, der unverhohlene Diebstahl von Tappacola, der Mord an Hugo Hatch, die Privatjets, die Riesensummen Bargeld und die Immobilien auf der ganzen Welt, das Fehlurteil gegen Junior Mace. Nein, in diesem Moment hielt sie es für unmöglich, dass diese attraktive Frau, eine gewählte Richterin aus einer Kleinstadt, in derart hässliche und weitreichende Verbrechen verwickelt sein könnte.“
Wenn in einem Land die moralischen Werte hochgehalten und vor allem die Worte Freiheit und Menschenrechte ganz groß geschrieben werden, dann wundert es schon, dass ein Präsident gewählt wird, der in seinen Sonntagsreden zu 70% die Unwahrheit sagt. Lacy Stoltz und Hugo Hatch von der BJC, Board on Judicial Conduct, die Berufsaufsicht von Richtern, aus Florida sehen das vielleicht auch kritisch. Doch zu Beginn der Geschichte machen sie einfach nur ihre Arbeit. Lacy ist ein attraktiver Single Mitte 30 und Hugo ein geplagter, glücklicher Familienvater mit vier kleinen Kindern und einer liebenswerten aber auch gestressten Frau. Die beiden sind Anwälte, aber keine Polizisten, sie tragen keine Waffen, sondern kümmern sich als Kontrollinstanz um korrupte oder unfähige Richter. Als Greg Myers, der in Wahrheit einen anderen Namen trägt und als Anwalt selbst eine Haftstrafe absitzen musste, eine Anzeige gegen Richterin Claudia McDover auf den Weg bringt, ist klar, das ist ein außergewöhnlicher Fall. Als Richterin deckt diese Frau jahrelang ein organisiertes Verbrechersyndikat. Auf dem Gebiet eines indianischen Stammes wurde ein Kasino gegen den Widerstand von Leuten gebaut, die ermordet wurden oder in der Todeszelle sitzen. Der Stamm profitiert von den Gewinnen des Kasinos, die Richterin und derjenige, der im Stillen und völlig unerkannten die Fäden in den Händen hält, ein gewisser Vonn Dubose.
John Grisham wechselt im Laufer der Geschichte über Korruption, Manipulation und Vertuschung die Perspektiven. Der Leser begleitet Lacy und Hugo bei ihrer Arbeit, aber er lernt auch die Gedankenwelt von Claudia McDover kennen. Sie hat über Offshore-Firmen und gewiefte Transaktionen mit ihrer Lebensgefährtin, ebenfalls eine Anwältin, Bargeld, Schmuck, Kunstgegenstände und vieles andere mehr gehortet und über geschickte Geldwäsche legalisiert. Sie hat dafür gesorgt, das Junior Mace als Gegner des Kasinos nun auf seine Hinrichtung wartet. Angeblich hat er ebenfalls einen Gegner des Kasinos und seinen Freund gemeinsam mit seiner Frau inflagranti erwischt und erschossen. Zwei eingeschleuste Kriminelle haben dann später vor Gericht ausgesagt, das Mace sich mit der Ermordung seines Nebenbuhlers gebrüstet habe. Diese beiden Männer sind nach dem Prozess spurlos verschwunden.
Immer wenn sich irgendjemand Vonn Dubose in den Weg stellt, wird gedroht und eingeschüchtert. Myers kennt diese Methode. Er hat einen Maulwurf in der Nähe der Richterin und einen Mitwisser, der sich ebenfalls mit den Leuten von der BJC trifft.
Als Claudia McDover von den Ermittlungen gegen sich erfährt, steht sofort ein hart gesottener Anwalt an ihrer Seite. Sie informiert Vonn Dubose und die Maschinerie krimineller Energie beginnt, um Lacy und Hugo zu stoppen.
Nach einem bewusst inszenierten Unfall, den Hugo nicht überleben wird und Lacy ins Krankenhaus bringt, bleiben die Behördenarbeiter auch ohne Revolver an dem Fall dran.
Bei John Grisham mag die Gerechtigkeit, in dieser zum Glück nicht überkomplizierten schnörkellos erzählten Geschichte, letztendlich siegen und das muss sie auch nach über 400 spannenden Seiten, in der wahren Welt und nach dem aktuellen Präsidenten glaubt das jedoch kein Leser mit Verstand mehr.
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