Jane Gardam: Bell und Harry, Aus dem Englschen von Isabel Bogdan, Verlag Hanser Berlin, Berlin 2019, 192 Seiten, €20,00, 978-3-446-26199-0
„Bell Teesdale. Ich bin ein Junge. Ich bin acht. In dem Tal, in dem ich wohne, stehen überall kleine Häuschen, bei denen das Gras zwischen den Steinen rauswächst und die seit Jahren niemand haben will. Sie sind zu alt oder zu weit weg von allem oder liegen ein bisschen zu hoch für die Bauern heute.“
Der zwölfjährige Bell lebt mit seiner Familie in Yorkshire. Sein Grandad vermietet sein Häuschen der wohlhabenden Londoner Familie Bateman, die Ruhe sucht, und so lernt Bell den gleichaltrigen Harry kennen. Beide werden dicke Freunde und halten den Kontakt. Dabei wäre zu Beginn gleich alles schief gelaufen, denn die Batemans sind total überrascht wie laut es auf dem Land ist. Die Bauern müssen die Ernte einbringen und da können sie keine Rücksicht auf den Schlaf der Neuen, deren Haus am Rand des Feldes steht, nehmen.
Harry und Bell erleben gemeinsam Abenteuer, die nicht immer ganz ungefährlich sind, zumal unter dem Land der Bauern früher Bergbau betrieben wurde und es auch „Hohles Land“ genannt wird.
Zu gern erkunden die Jungen die Stollen und finden einfach nicht mehr heraus. Sie gehen in aller Frühe angeln, wozu der Rest der Familie von Harry kaum Lust hat. Es wird viel übers Wetter lamentiert, Geistergeschichten erzählt und Harry schließt Freundschaft mit der Eierhexe.
Harrys Vater arbeitet als Journalist und so lockt er mit seinem neuen Wohndomizil im Sommer so einige für Bauern seltsame Leute an, u.a. eine Fernsehjournalistin, eine „Institution“, die jedoch dem Landleben wenig abgewinnen kann, ihre Tochter allerdings schon.
Witzig ist, dass man im Dorf einfach nur im Fish und Chips Shop etwas erzählen muss und binnen kurzem wissen es alle Bewohner.
Familien gehen zum Pferdemarkt in Appleby und lassen sich im wahrsten Sinne des Wortes so richtig über den Tisch ziehen.
Stadtmenschen und Dorfmenschen müssen sich irgendwie arrangieren und das klappt auch im Großen und Ganzen, auch wenn die Dorfbewohner so ihre Grenzen ziehen, was nicht immer nachvollziehbar ist. Völlig problemlos ist es jedoch bei den Jungen, die einfühlsam von Jane Gardam geschildert, jeden Sommer ihre beste Zeit miteinander verbringen.
Mal aus Bells Sicht erzählt, dann wieder aus personaler Erzählperspektive fesselt dieses schmale Buch durch die episodenhaften Geschichten, die verdeutlichen Geld ist nicht alles und Kinder interessieren sich einfach nicht für von Erwachsenen gezogene Grenzen.