Barbara Handke: Bernadette ändert ihr Leben, Rowohlt Verlag, Hamburg 2025, 285 Seiten, €23,00, 978-3-8052-0121-6
„Tom deprimiert das alles, ihn deprimierte die Kombination aus den zu vielen Worten über nichts und der Sprachlosigkeit über das Wichtigste. Bernadette dagegen war ein Lichtblick.“
Bernadette Kühne, Anfang vierzig, unglücklich geschieden, Journalistin und beruflich wie finanziell in der Sackgasse, ist sicher nicht der Meinung, dass sie ein Lichtblick ist. Ihre vierzehnjährige Tochter Therese steckt tief in der Pubertät und will nun beim Vater und seiner neuen von Bernadette zutiefst gehassten Frau leben. Im Wissen um die heftige Lebenskrise sucht Bernadette nach einem Ausweg und einer radikalen Veränderung. Da bietet sich plötzlich die Chance. Ihre engste Freundin und Kollegin Lotta, die eigentlich beruflich im Herbst nach Madrid reisen soll, hat endlich einen liebenswerten Mann kennengelernt und auch noch einen neuen Hund angeschafft. Bernadette, die in der Redaktion des Lifestilmagazins Paradies aufgrund ihrer Schreibblockade zum Mädchen für alles degradiert wurde, nimmt nun ihren Urlaub und soll in der königlichen Teppichfabrik, die die edlen Stücke für das Dresdner Schloss angefertigt hat, Material für einen Artikel zusammentragen, den Lotta dann schreiben kann.
Aus der personalen Erzählperspektive schauen die Lesenden nun in Bernadettes bedrückenden Alltag, lernen aber auch den wirklich schlecht gelaunten Tom Erben kennen, den Fotografen, den Lotta angeheuert hat, um die Fotos für das Magazin zu liefern. Beide Protagonisten schauen sich zu Beginn eher skeptisch an, wobei Tom viel eher als Bernadette erkennt, wen er da kennenlernen könnte. Tom hadert mit seiner Familie in Madrid und lebt auch noch in Scheidung. Zu gern möchte er seinen Sohn nach Berlin holen, aber der neue Lebensgefährte seiner Frau und ihre Familie stellen sich ihm in den Weg.
Mit leichtem ironischen Blick erzählt Barbara Handke nun von Bernadette, die in Madrid ihre Lebensgeister und ihre „Schöpferkraft“, auch kurioserweise mit Hilfe einer Nietzsche Biografie, wiederfindet, neue Leute kennenlernt, wieder zeichnet und sogar den Artikel fürs Magazin ohne Lottas Zuarbeit schreibt. Und Bernadette erkennt, dass ihre Freundschaft zu Lotta nur dadurch funktioniert hat, dass sie ein Häufchen Elend war, durch das sich Lotta einfach besser fühlen konnte. Natürlich kommen sich auch Tom und Bernadette näher, was von Beginn an zu erwarten war, aber in diesem sensible geschriebenen Buch doch einige Umwege nimmt. Die Figurenzeichnung fällt trotz der leichten Lektüre zum Glück nicht holzschnittartig aus und den positiven Ausgang der Handlung in einer möglicherweise Patchworkfamilie in Berlin gönnt man sowohl Bernadette also auch Tom.
Ein Buch, das zur guten Laune auf jeden Fall beitragen kann, wenn man sich auf Bernadettes Geschichte einlässt.