Anthony Horowitz: Mord stand nicht im Drehbuch, Hawthorne ermittelt, Aus dem Englischen von Lutz-W.Wolff, Insel Verlag, Frankfurt a. Main 2024, 328 Seiten, €25,00, 978-3-458-64416-3

„Es war eigentlich schon die ganze Zeit offensichtlich, aber die traurige Wahrheit über meine Situation wurde mir erst in diesem Moment klar: Jemand hatte meinen Dolch gestohlen. Und er hatte es so geplant, dass nur meine Fingerabdrücke auf der Waffe waren. Dazu hatte er ein Tuch oder eine Plastiktüte benutzt. Das hieß, dass die Absicht, mir den Mord anzuhängen, schon bestanden hatte, als Harriet Throsby noch lebte. Jemand hasste mich. Und es konnte nur einer von sieben Leuten sein.“

Diese bedrückende Annahme von Anthony Horowitz als Ich-Erzähler ist nicht ganz richtig, doch die lückenlose Beweislast durch Fingerabdrücke, Videoaufnahmen und einem Haar auf Harriet Throsbys Leiche bringt den Autor beinahe lebenslänglich ins Gefängnis. Doch wie immer steht ihm Privatdetektiv Daniel Hawthorne nicht ganz uneigennützig zur Seite.
Alles beginnt mit einer Auseinandersetzung zwischen den beiden Männern, denn der Autor will keinen neuen Roman über Hawthornes Fälle oder Memoiren schreiben. Er widmet sich ganz seiner neuen Kriminalkomödie „Mindgame“, die nun sogar in London aufgeführt wird. Zur Premierenfeier jedoch erscheint die verhasste Theaterkritikerin Harriet Throsby von der „Sunday Times“ und lässt es sich nicht nehmen, die Schauspieler, den Autor, den Regisseur und den Produzenten zu demütigen. Alle wären ihr gern an die Gurgel gegangen, nur Jordan Williams, der die Hauptrolle spielt, sagt es ganz offen. Und nachdem alle auch noch die vermeintlich bereits online veröffentlichte bösartige Kritik zum Stück gelesen haben, hilf nur noch Alkohol. Doch dann am nächsten Morgen ist Harriet Throsby wirklich tot, ermordet in ihrem eigenen Haus. DI Cara Grunshaw und DC Derek Mills freuen sich, dass sie endlich den ihnen nicht gerade sympathischen Autor festnehmen können. Der Dolch, der im Körper des Opfers steckt, ist bedeckt mit Anthonys Fingerabdrücken. Mehrere Dolche, alles Überbleibsel von der letzten, nicht gerade erfolgreichen „Macbeth“ – Aufführung hatte der Produzent Ahmet Yurdakul allen Beteiligten am neuen Stück geschenkt. Zum Glück kann Hawthorne Anthony aus der Untersuchungshaft holen und klar ist, sie haben nur wenige Tage, um die Unschuld des Autors zu beweisen. In den engeren Kreis der Verdächtigen rücken nun die Schauspielertruppe, der Regisseur und der Produzent. Alle nimmt Hawthorne nach den Ermittlern Grunshaw und Mills, die er natürlich für unfähig hält, unter die Lupe. Doch die Befragten haben wenig Lust, nochmals ihre Alibis nachzuweisen oder von dem Abend zu erzählen. Außerdem kann sich Anthony nicht erklären, warum jemand ihm den Mord in die Schuhe schieben will, wer ihn so hassen könnte.
Doch dann öffnet sich ein neues Fenster, denn Hawthorne hat sich bei der Befragung in Harriet Throsbys Haus umgesehen. Sie hat als einstige Gerichtsreporterin Bücher geschrieben, die ziemlich umstritten aufgenommen wurden. Ein Buch wird der Schlüssel zu diesem Fall sein und darauf kommen die faulen offiziellen Ermittler sowieso nie. Die Geschichte dieses Buches und seiner Protagonisten führen Hawthorne wieder ins Theater und letztendlich zum Mörder.

Am Ende wird sich Anthony Horowitz auf neue Bücher mit Hawthorne einlassen müssen, aber dafür hat er ihm den Kopf gerettet und das ist schon eine ganze Menge wert.

Unterhaltsam zu lesendes Buch der Daniel Hawthorne – Reihe mit witzigen Reminiszenzen an
„Inspektor Barnaby“ oder Christoper Nolans Spielfilm „Tenet“.

Noch ein Hinweis:

Die Rezension von Anthony Horowitz Roman, den er im Laufe dieses Buches schreibt, ist in diesem Literaturblog unter folgendem Link zu finden.

Der Tote aus Zimmer 12