Ally Condie: Pretty Perfect . Die perfekte Hochzeit . Der perfekte Mord, Aus dem Englischen von Susann Rehlein, Rowohlt Verlag, Polaris, Hamburg 2025, 416 Seiten, €18,00, 978-3-644-02355-0
„Das Meer, der Himmel, der Geruch, der Boden, die Bäume. Sie trat ein wenig zu nah an den Rand. Hier draußen konnte man leicht vergessen, wer man war. Man konnte leicht vergessen, was man getan hatte. Was man vielleicht noch tun würde.“
Ally Condie hatte sich als Autorin einen Namen mit erfolgreichen, dystopischen Jugendbüchern gemacht. Nun wendet sich die amerikanische Autorin der Kriminalliteratur zu und kann, was den Verkauf sicher ankurbelt, einen sogenannten Blurb, also das Zitat einer bekannten Person, in diesem Fall der Schauspielerin und Produzentin Reese Whitherspoon vorweisen und dieser lautet: „Das perfekte Sommerbuch“. Was es, um es gleich vorwegzunehmen, nicht ist. Und perfekt an dieser unglaubwürdigen Geschichte ist ebenfalls nichts.
Und so beginnt alles natürlich gleich mit einem Toten im Pool, den Ellery Wainwright im exklusiven, wie extrem teuren Ressort Broken Point in Monterey findet. Ursprünglich wollte die Anfang Vierzigjährige zu ihrem 20. Hochzeitstag mit ihrem Mann Luke anreisen, doch dieser hatte ohne große Auseinandersetzungen die Ehe für beendet erklärt. Beide hatten früh geheiratet, drei Kinder bekommen und sich in Colorado als Lehrer angesiedelt. Nun verbringt die verunsicherte und depressive Ellery dieses verlängerte Oktoberwochenende, an dem auch noch eine Hochzeit stattfindet, mutterseelenallein. Ein Grund für ihre Anwesenheit ist, dass Luke diese gebuchte Reise auch mit seiner neuer Freundin hätte antreten können. Seltsam, dass Männer in Krisen aus Ehen ausbrechen, um sich gleich einer anderen, natürlich jüngeren Frau zuzuwenden.
Ellery jedenfalls wird nun in den Mordfall am Bräutigam Ben, der auch als Investmentbanker ein angeblich so guter Mensch gewesen sein soll, hineingezogen. Im Angesicht des Todes erinnert sich Ellery an ihr zweites Trauma, den Busunfall, den sie mit ihrer Leichtathletikmannschaft erleben musste, wobei viele Kinder verletzt und eines sogar gestorben ist. Schnell nehmen die Freunde, der charismatische Ravi und die eher zurückhaltende Nina, Ellery unter ihre Fittiche. Und als der zweiter Mord geschieht beginnen sie, da ein Sturm das Ressort von der Außenwelt abschließt, zu ermitteln. Zu Tode kam Matt, einer der besten Freunde von Ben. Pikant an der ganzen Geschichte ist, dass Ben per Textnachricht die Hochzeit mit Olivia, deren arrogante Mutter Catherine alles organisiert hat, abgesagt hat. Im luxuriösen Ambiente, auch der Stromausfall mindert kaum die Ansprüche der Hotelgäste, fühlen diese sich natürlich nicht mehr sicher. Auch wenn die Leitung behauptet, beide Männer sind nur durch Unfälle ums Leben gekommen, glaubt das niemand. Als dann auch noch Olivia verschwindet, wird klar, dass mehr hinter diesen beiden Morden stecken muss. Unlogisch bleibt jedoch, warum Ellery, die von den Morden eher erneut traumatisiert wird, mit Ravi und Nina sich dazu berufen fühlt, die Polizeiarbeit zu übernehmen.
Ellery, die als Person kaum zu fassen ist und immer wieder an den schrecklichen Busunfall denkt, steht im Mittelpunkt dieses Kriminalromans, der nur mäßig spannend erzählt wird. Allerdings tauchen zu viele Personen auf, zum einen ist da die Hochzeitsgesellschaft, dann die Hotelgäste, das Personal und auch noch Ellerys Freundin Abby im Hintergrund. Die gesamte Handlung zieht sich ohne Zentrum oder dramatischem Bogen in die Länge, denn zu viele Nebenschauplätze, wie z.B. eine angeblich interessante Kunstsammlung und Informationen rund um die Personen, die kaum nachprüfbar sind, wabern durch die Geschichte. Warum Ellery, die am Ende auch noch angeschossen wird, im Angesicht des Mörders erahnen kann, wie und warum sich die Taten zugetragen haben, bleibt völlig offen.
Leider werden alle Konflikte, die Scheidung der Wainwrights, aber auch die Geschehnisse im Ressort Broken Point nur angerissen. Nichts geht in die Tiefe und somit bleibt alles an der Oberfläche und wirkt unglaubwürdig. Da nützen auch keine Blurbs von berühmten Schaupielerinnen.