Alexander Oetker: Wolfstal . Luc Verlains Fall am Jakobsweg, Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2025, 300 Seiten, €18,00, 978-3-455-02031-1
„Er würde diesen Fall lösen, dachte Luc. Schon morgen würde er der Lösung dieses Falls ein großes Stück näher kommen. Er wusste nicht, wie richtig er mit diesem Gefühl lag – und in welch ungeheure Gefahr ihn diese Lösung bringen würde.“
Ein alter, einsamer und wortkarger Mann, der mit seinen Ziegen und Schafen friedlich in den Bergen lebt, wird grausam getötet. Jacques, niemand kennt seinen Nachnamen, war ein Außenseiter und für die Leute im baskischen Ort Espelette ein Querulant. Er hatte dafür gesorgt, dass der Wolf, der viele Schafe gerissen hatte, immer noch lebt. Er hatte die Touristen, die auf dem Jakobsweg pilgerten und zu nahe an seinen Hof herankamen, mit seinem Gewehr verscheucht. Insbesondere der Hotelbesitzer Claude Isabal hasst den alten Jacques, der ihm das Geschäft vermiest. Nicht mal die Bürgermeisterin konnte etwas gegen den Alten ausrichten. Dabei hatte Jacques der Tochter von einem anderen Widersacher in den Bergen das Leben gerettet, wofür sie ihn zum Dank zum Essen eingeladen hatte und zu ihrer Überraschung hatte der verschlossene Mann sogar zugesagt.
Mit dem Mordfall wird nun Commissaire Etxeberria aus Biarritz beauftragt, der seinen guten Freund Luc Verlain aus Bordeaux um Hilfe bittet. An Lucs Seite wird Rose Schillinger arbeiten. Die kleine, etwas dralle, jedoch sehr unfreundliche und immer schlecht gelaunte Frau wurde strafversetzt. Die beiden Ermittler finden keinen Draht zu Rose Schillinger und Lucs Verdacht erhärtet sich im Laufe des Falles, dass Schillinger hinter seinem Rücken ganz eigene Befragungen anstellt. Als sie dann sogar gegen einen Verdächtigen gewalttätig wird, fordert Luc mehr Informationen über Schillingers auch tragische Vergangenheit.
Bei diesem Fall orientieren sich die Ermittler zu schnell und auch sehr langatmig auf die verdächtigen Dorfbewohner, die als Basken dafür bekannt sind, dass sie verschlossen sind und vor allem gegen die äußeren Feinde, also Frankreich und Spanien, zusammenhalten. Alle hatten einen Grund, um auf Jacques, weder Etxeberria noch Luc kümmern sich darum, den wahren Namen des Opfers herauszufinden, sauer zu sein. Doch tötet man jemanden dafür, dass er die nicht erlaubten Tellerfallen oder Wolfsfallen in den Bergen entsorgt? Mit den Befragungen und dem Aufenthalt im pittoresken Espellete und im landschaftlich wunderbaren Bergland vor den Pyrenäen bietet sich für Autor Alexander Oetker natürlich die Gelegenheit, von der baskischen Kultur, der interessanten Architektur und natürlich von der Küche, insbesondere dem einmaligen Ziegenkäse und den tiefroten Piment d’Espelette zu schwärmen.
Auch wenn der traditionelle baskische Wanderstock namens Makhila die Mordwaffe ist, ahnen Etxeberria und Luc, dass sie ihre Ermittlungen in anderen Richtungen ausweiten müssen. Ausgerechnet Rose Schillinger wird die entscheidenden Fragen stellen, endlich das Motiv für den Mord liefern und somit nochmals in die eigene schmerzliche Vergangenheit zurückkehren. Und diese hat mit terroristischen Mordanschlägen der ETA, einer Untergrundorganisation, deren Mitglieder für die einen Freiheitskämpfer und für die anderen kaltblütige Mörder sind, zu tun.
Bei aller Schönheit der Natur und der innigen Liebe Jacques zu seinen Tieren liegt von Anfang an
eine düstere, zwingende Spannung über dieser Geschichte, die Gefahr grollt unheilvoll im Hintergrund. Und es ist vollkommen klar, dass hier gar nichts gut werden wird.