Sophie Bonnet: Provenzalischer Wintergenuss, Südwest Verlag, München 2025, 208 Seiten, 150 Farbfotos, €28,00, 978-3-517-10304-4
„Was wäre der Winter ohne Kohl! Dieser rouladenähnliche Klassiker hat auch in der Provence Tradition. Im 19. Jahrhundert verortete der legendäre Koch Urbain Dubois die Herkunft des Rezeptes in der Stadt Grasse, die nicht nur für die Überlegenheit ihrer Parfümerie bekannt sei, sondern auch für dieses kulinarische Produkt. Das im Provenzalischen auch sou fassum genannte Gericht schmeckt hervorragend mit im Ofen gebackenen Kartoffeln. Rechnen Sie mit mehr als einem Päckchen pro Person, denn dieser Geschmack macht süchtig.“
Jedes Gericht in diesem faszinierenden Band sieht aus wie ein kleines Kunstwerk und wird dann ganz einfach und lapidar benannt mit „Gefüllter Kohl“, „Weihnachtsgans“ oder „Lachs im Blätterteig“. Sicher klingen die französischen Bezeichnungen aufregender, aber Sophie Bonnet, die eigentlich Heike Koschyk heißt, legt keinen Wert auf Extravaganz. Nahbar sollen ihre Rezepte sein und vor allem auch nicht zu kompliziert. Und so möchte man sich wohl mehr als eine Woche frei nehmen, um mit dem beginnenden Herbst kochend und backend Neues auszuprobieren.
Nach kurzer Einführung durch die Autorin und einer Beschreibung ihrer Liebe zum Landstrich der Provence startet das Buch gleich fulminant mit der Rezeptierung der Menüs in den unterschiedlichen Jahreszeiten. Dabei wird von Esskastanien bis zum Dreikönigskuchen alles bis ins kleinste Detail beschrieben. Bemerkenswert ist, dass alle Fotos dieses Bandes von Sophie Bonnets bei ihren Reisen und am heimischen Tisch fantastisch dekoriert aufgenommen wurden.
Die ganze Vielfalt der provenzalischen Küche, ihre Lust am Genuss, die Freude und das Interesse an guten, handwerklich hergestellten Lebensmitteln, all das steckt in ihrem opulenten Buch. Mit genauen Bezeichnungen und Erklärungen zu den örtlichen Traditionen, z.B. den Weihnachtsscheit umkreist die Autorin den Herbst mit all seinen Farben, die festliche Weihnachtszeit und das Neujahr. Ohne allzu textlastig zu sein, erzählt die Autorin von ihrer Liebe zur Provence, eigenen Erfahrungen und von ihren Reisen mit ihrem Mann durchs Land. Präzise sind ihre Rezepte aufgelistet mit Zutaten und klaren Anweisungen.
Die Bandbreite der Rezepte ist riesig, sie reicht von einfachen Alltagsgerichten wie Herbstliches Ofengemüse oder Fischeintopf bis hin zum Festmenü zu Weihnachten mit geräucherter Entenbrust oder Weihnachtsgans. Ein Ausflug in die weihnachtliche Zuckerbäckerei ist verlockend und die Ideen zum Neujahr, wie Champagner-Cocktail oder Kabeljaubällchen. Fehlen dürfen auch nicht warme, raffinierte Getränke und feine Desserts.
Insgesamt überzeugt das Buch aber mit tollen Bildern, innovativen Rezepten und einer großen Menge an Inspiration für jeden ambitionierten Koch oder Köchin. Dieser Band ist im guten Sinne ein zeitloses Kochbuch für alle Freunde Südfrankreichs.
Sophie Bonnet ist aber nicht nur eine exzellente Köchin und Fotografin, sie hat sich auch einen Namen als interessante Krimiautorin gemacht. Und wer Lust hat, die Krimiautorin kennenzulernen, kann zwei Besprechungen in diesem Literaturblog lesen:
http://karinhahnrezensionen.com/lese24/sophie-bonnet-provenzalisches-licht-ein-fall-fuer-pierre-durand/
Sophie Bonnet: Provenzalische Flut. Ein Fall für Pierre Durand