Dennis Lehane: Moonlight Mile, Aus dem amerikanischen Englisch von Peter Torberg, Diogenes Verlag, Zürich 2025, 384 Seiten, €20,00, 978-3-257-30047-5

„Ich bemerkte, dass ich die Zähne so fest zusammenbiss, dass sie bald rausbrechen würden.“

Der sechste und letzte Fall für die Ermittler Patrick Kenzie und Angela Genaro dreht sich um zwei Fragen, zum einen ob Patrick nun endlich eine Festanstellung bekommt, denn immerhin muss er seine Familie ernähren und zum anderen, ob er sich mit Angela zum zweiten Mal auf die Suche nach Amanda begibt, die beide bereits gesucht hatten, als das Mädchen vier Jahre alt war. Damals übergab Patrick das Kind seiner unzuverlässigen Mutter Helene und handelte sich einen riesigen Streit mit Angela ein. Jetzt bittet Amandas Tante Beatrice McCready darum, dass Patrick die Sechzehnjährige aufstöbert. Mit seiner üblichen Schutzmauer aus Sarkasmus und Humor versucht Patrick die Bitte der Tante abzuwehren, doch Angela bedrängt ihn. Sie bringt die gemeinsame Tochter Gabriella zur Mutter und schon kann das Abenteuer losgehen.
Die Ermittler finden heraus, dass Amanda eine ausgesprochen fleißige und verantwortungsvolle Schülerin ist. Ohne die Hilfe ihrer Mutter hat sie sich alles erstritten, Stipendien und einen guten Ruf. Niemand kann verstehen, dass sie so kurz vor den Prüfungen, von denen so einiges abhängt, einfach verschwunden ist. Ebenfalls abgehauen ist Amandas beste Freundin, Sophie Corliss. Je mehr sich Patrick und Angela mit Helene und ihrem neuen Mann Kenneth befassen, um so klarer wird, dass diese zwar in einem schicken, großen Haus leben, aber krummen Geschäften, wie z.B. Identitätsdiebstahl nachgehen und es wird noch schlimmer kommen. Über kurz oder lang haben die Ermittler die russische Mafia am Hals und sie finden Amanda, die sich nun allerdings um ein Baby kümmert, was nicht ihres ist. Alles sehr verworren und vor allem enorm gefährlich.
Dennis Lehanes Roman hebt sich sprachlich und dramaturgisch ohne Frage von allen Krimis ab, die neuerdings wie am Fließband produziert werden. Im Zentrum seiner Handlung stehen Eltern, die auf unterschiedlichste Weise mit ihren Kindern umgehen, mal sehr verantwortungsvoll und zugewandt, dann rücksichtslos und dann wieder völlig desinteressiert und egoistisch. Auch wenn die amerikanischen Werte heute wohl nichts mehr bedeuten und nur noch dem Stärkeren alles gehört, versucht trotz heftiger Gewaltszenen, diese Geschichte die Welt auch mit Humor wieder in die richtige Ordnung zu manövrieren.