Sarah Rubin: Ein Traum auf zwei Füßen, Aus dem Englischen von Sophie Zeitz, Chicken House Verlag, Hamburg 2012, 278 Seiten, €13,95, 978-3-551-52029-6
„Ich weiß, dass ich nicht wie eine Ballerina aussehe, nicht mit den schmuddeligen Turnschuhen und den aufgeschürften Knien. Aber in mir ist eine Ballerina, die bereit ist rauszuspringen, und manchmal springt sie hoch, dass mein Herz blaue Flecken davon bekommt.“
1959 – Casey Quinn ist nicht gerade eine Schönheit, sie hat dünne Hühnerbeine und abstehende Ohren. Aber wenn sie tanzt, dann weiß man, was Anmut bedeutet. Caseys Familie ist sehr arm und Ballettunterricht nehmen, kann für das Mädchen, das immer nur tanzt, nur ein Traum bleiben. Und doch hofft sie irgendwann in Warren, South Carolina, entdeckt zu werden, um endlich Ballerina zu werden. Die neue Mitschülerin, die Casey nur Miss Protz nennt, hat alles wovon Casey träumt: tolle Klamotten und das Geld für den Ballettunterricht. Casey ist auch in der Schule sehr einsam und isoliert. Aber sie ist eine starke Persönlichkeit, die sich nie die Butter vom Brot nehmen lässt. Als an der Akademie des Amerikanischen Balletts in New York City ein Vortanzen ansteht, setzt Casey alle Hebel in Bewegung, um dort mit zu machen. Caseys Großmutter und Mutter putzen im Krankenhaus, der Vater ist im Koreakrieg gefallen. Für die Fahrkarte muss Casey nach der Schule ebenfalls putzen und sie muss trotz allem Stolz die abgelegten Ballettsachen von Ann-Lee, Miss Protz, annehmenn. Das Vortanzen in New York jedoch wird ein bitterer Reinfall, denn Casey gelangt nicht mal in die zweite Runde. Und sie muss zugeben, dass ihre Widersacherin Ann – Lee viel besser vorbereitet ist als sie. Natürlich kann ein Mädchen, dass nie im klassischen Balletttanz ausgebildet wurde, trotz Talent, nicht beim ersten Mal den großen Durchbruch erlangen. Vielleicht liegen Caseys Stärken, und das erkennt der Leiter der Schule, Mr. Balanchine, auf ganz anderem Gebiet. Er empfiehlt ihr, in die Schule von Martha Graham für modernen Tanz zu gehen, um sich dort um ein Stipendium zu bewerben.
Casey hat nun ihre Berufung gefunden, sie wird angenommen und wohnt ausgerechnet mit Miss Protz im gleichen Wohnheim und muss sich mit ihr ein Zimmer teilen. Aber Casey hat beim Vortanzen auch eine Freundin gefunden und muss hier ihre allerersten Erfahrungen machen, wie man sich in einer Freundschaft verhält.
Casey muss für ihren Traum viele Entbehrungen ohne finanzielle Unterstützung, obwohl die Großmutter ihr etwas Geld hinterlassen hat, auf sich nehmen. Wie das Mädchen das alles allein durchsteht, erzählt Sarah Rubin im ersten Teil des Buches glaubwürdig.
Caseys schneller Aufstieg in der Tanzschule der strengen Martha Graham, die es ja wirklich gab, wirkt doch leicht aufgesetzt. Viele Konflikte, die sich auch im ersten Teil andeuten, werden im zweiten schnell fallengelassen.
Die amerikanische Vorstellung, dass man nur selbst der Schmied seines eigenen Glückes ist, führt Sarah Rubin vor und idealisiert ihre Hauptfigur.
Der tänzerische Erfolg der willensstarken Casey mag die junge Leserin freuen, mit der Wirklichkeit jedoch hat die unterhaltsam erzählte Handlung wenig zu tun.
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