Luca Ventura: Grünes Gold. Der Capri-Krimi, Diogenes Verlag, Zürich 2025, 320 Seiten, €18,00,
978-3-257-30112-0

„Die Bäume waren in den Jahrzehnten, wenn nicht gar Jahrhunderten, die sie hier standen, vom Wind alle in eine Richtung gekämmt und wegen des Sonneneinfalls so beschnitten worden. Doch dieser Baum war anders. Sein Stamm und die Zweige wiesen in die Gegenrichtung. Wie konnte das sein? Rizzi ging in die Knie, tastete am Boden entlang, fühlte die feuchte Erde, die unter seinen Händen nachgab. Sie war so locker, dass man annehmen konnte, sie sei erst vor Kurzem umgegraben worden.“

Der Anwalt Alessandro Nardi aus Turin erfährt erst kurz vor dem Tod seiner unbarmherzigen Mutter, dass sein Vater, den er nie kennengelernt hat, ihm ein Grundstück auf Capri vermacht hat. Es ist ein Abrisshaus mit Olivenbäumen, wobei einer ganz besonders ist. Dorthin wird er übersiedeln und gleich neben den Schwestern Graziella und Claudia, die edles Olivenöl produzieren, wohnen. Als die Inselpolizisten, Enrico Rizzi und Antonia Cirillo, sie befragen, behaupten sie, dass sie Alessandro nicht kennen. Nie mit ihm gesprochen hätten. Doch warum will niemand den neuen Bewohner Capris gekannt haben? Als dieser wieder eines Morgens mit dem Sessellift auf den Monte Solaro fährt, wird er hinterrücks erschossen. Natürlich übernimmt den Fall nun die Kriminalpolizei aus Neapel. Doch Rizzi und Cirillo führen ihre ganz eigenen Befragungen durch und finden heraus, dass Alessandro auf der Bergstation sehr gern die Inhaberin des Cafés, Annamaria Mazzotta, angesehen hat. Das hat sicher ihrem eifersüchtigen Ex-Freund, der sich nicht dafür hält, gefallen. Als die Polizisten Radovan Kurti, der als Erntehelfer bei den Schwestern arbeitet, befragen wollen, flieht dieser auf so abenteuerlichen Wegen, dass die Polizisten glauben, dass er die Klippen hinabgestürzt ist. Doch Kurti hat überlebt. Natürlich haben die Schwestern, die gar nicht so arm sind, keine Papiere von ihren Saisonarbeitern, denn sie bezahlen sie bar auf die Hand und führen keine Steuern ab. Doch mit Kurti stimmt etwas nicht. Cirillo wird es herausfinden und somit auch das erste Motiv für die Ermordung Alessandros aufdecken.

Wie immer spielt in Luca Venturas Kriminalroman nicht nur der Mordfall eine wichtige Rolle, sondern auch die Hauptdarstellerin, die Insel Capri mit all ihrer üppigen Natur, insbesondere dem „Grünen Gold“, dem Ovo verde. Und so beschreibt der Autor auch intensiv, wie Olivenöl hergestellt wird. Und Luca Ventura erzählt vom Privatleben Rizzis und Cirillos, wobei Rizzis Frau Gina für den Gemeinderat kandidieren will und Cirillo endlich ihrem Sohn Oscar beichten muss, wie jung ihr Liebhaber in Neapel ist. Denn dieser möchte Cirillos Sohn gern kennenlernen. Alles nicht so einfach. Doch der Fall wird natürlich gelöst.