Emma Rosenblum: Very Bad Company – Ein Luxushotel, zehn Gäste, zehn Geheimnisse. Eins davon tödlich, Aus dem Englischen von Carolin Müller, C.Bertelsmann Verlag, München 2025, 368 Seiten, €18,00, 978-3-570-10575-7

„Was nicht jeder zu wissen brauchte, versuchte John tunlichst zu verbergen. Aurora hatte nie auch nur einen Dollar Gewinn gemacht und würde es auch nie. Der Algorithmus funktionierte zwar, aber sie hatten mehr für Personal und laufende Kosten ausgegeben, als sie jemals einnehmen konnten.“

In Miami findet das alljährliche Führungskräfte – Retreat des AdTech-Start ups Aurora statt. Der exzentrische, wie völlig unberechenbare CEO, John Shiller, erwartet, dass alle ohne Ausnahme dort teilnehmen. Natürlich hat Johns Assistentin Madison Bez alles akribisch geplant. Vollen Einsatz in jeder Hinsicht müssen alle zeigen, die in der Tech-Branche auf einen grünen Zweig wollen. Reich werden wie seine Vorbilder Steve und Bill, das ist das Ziel von John, der immer einen sinnigen Spruch von seinem Idol, Vincent Churchill, auf den Lippen hat und damit alle maßlos nervt. Doch niemand äußert das natürlich, denn alle schwirren wie die Motten um den leuchtenden John, der zu gern in die Schlacht zieht. Zur Überraschung der Führungskräfte hat John Caitlin Levy als Head of Events mit einem horrenden Einstiegsgehalt eingestellt, was nicht allen gefällt.
Emma Rosenblum lässt die Führungskräfte Olive, Martin, Nikki, Zach, Debra, Dallas und auch Madison und John mit mehr oder weniger ausgeprägtem Selbstbewusstsein aus ihren Perspektive vom Geschehen erzählen. Luxuriös, aber nicht so teuer wie letztes Mal, soll alles sein: das Hotel, die Restaurants, die sportlichen Aktivitäten und die Nachtclubs. Gegründet wurde Aurora von John, Dallas und Jessica, zu deren Kreis aber eigentlich noch Robbie zählte, der allerdings zu früh an Drogen verstarb. Jede Person in diesem Roman hat Geheimnisse und niemand traut dem oder der anderen über den Weg. Alle haben sich an gute Gehälter gewöhnt, meinen aber auch, dass sie mehr verdient hätten. Ausführlich lernen die Lesenden die privaten wie beruflichen Wege der Führungskräfte kennen. Doch dann hat John eine wichtige Ankündigung zu machen, die alle in Aufregung versetzt. Die Firma soll für achthundert Millionen Dollar an den Konkurrenten verkauft werden. Nichts darf mehr schief gehen, denn alle hoffen nun, richtig reich zu werden. Aktien werden verteilt und dabei stellen sich schon erste Konflikte ein und dann verschwindet auch noch Jessica, die erstaunlich wenig vom Kuchen abhaben soll. Stunden später wird sie tot in einem Club gefunden und verstarb offenbar an einer Überdosis Kokain. Ohne große Anteilnahme ziehen die Führungskräfte ihr Programm weiterhin durch und doch stellt sich die Frage, war Jessicas Tod wirklich selbstverschuldet. Die Stimmung kippt, als klar wird, dass Martin ein Datenleck vor allen verheimlicht hatte, was der Konkurrenz so gar nicht schmecken wird. Und Caitlins Einstellung ist auch nur ein Fake, um Aurora aufzuwerten. Und was vor allen geheim gehalten wurde, nur John und Dallas wissen es, die Firma bringt keinen Gewinn. Eine eifrige Journalistin hofft nun in Miami auf effektvolle Schlagzeilen. Denn es gibt wirklich noch ein Geheimnis, dass den Verkauf der Firma verhindern könnte.
Wie windig und kurzlebig diese ganze Tech – Branche ist, davon erzählt die temporeiche Handlung dieses kurzweiligen Romans. Zu gern verliert sich die Autorin in Details, z.B. von welchen wichtigen Modelabels die Personen KlamottenTaschen oder Schuhe tragen oder wie schamlos gerade die persönliche Assistentin ausgebeutet wird. John Shiller, der geborene Narzisst, erwartet viel von seinen Mitarbeitern, aber über allem steht für ihn Loyalität. Dass er auch ein Betrüger ist, ahnt man beim Lesen von Anfang an, denn Fassade ist alles und die ständige Selbstvermarktung eigener angeblich so großartiger Fähigkeiten.
Kann sein, dass vielen Lesenden diese Figur irgendwie bekannt vorkommt.