Tana French: Feuerjagd, Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2024, 528 Seiten, €25,00, 978-3-949465-10-9

„Trey sieht, wie die Männer darüber nachdenken. Sie beobachten einander dabei, und Johnny beobachtet sie beim Beobachten. Alle Nervosität, die Trey zuvor bemerkt hatte, ist verschwunden. Er sitzt bequem da, selbstbewusst wie ein König, lächelt großmütig und lässt ihnen alle Zeit der Welt.“

Der fünfzigjährige Cal Hooper, ehemaliger Cop, ist immer noch der Amerikaner und Außenseiter im kleinen irischen Ort Ardnakelty, doch mittlerweile akzeptieren ihn die Einwohner. Er hat immer noch einen guten Kontakt zur fünfzehnjährigen Trey, Theresa, mit der er zusammen alte Möbel repariert und in Kilcarrow auf dem Markt verkauft. Alle ächzen unter dem heißen Sommer und hoffen auf Regen.
Der allerdings kommt nicht, dafür taucht nach vier Jahren Treys Vater, Johnny Reddy, auf. Niemand ist sonderlich begeistert, außer die kleinen Geschwister von Trey. Sheila, Treys Mutter, hat sich mit ihrer Kinderschar bisher auch gut allein durchgeschlagen. Doch der charismatische Johnny, der gern Geschichten erzählt, wischt alle Skepsis der Nachbarn hinweg und spielt sich wie immer auf. Was er angeblich in London getrieben hat, bleibt im Dunkeln. Warum er nun zurückgekehrt ist, verbreitet sich wie Lauffeuer im Ort. Natürlich sucht Johnny auch Cal unter dem Vorwand auf, ihn kennenlernen zu wollen. Dabei will er nur abchecken, mit wem er es zu tun hat.
Dass Johnny ein Schlitzohr ist, wissen alle. Doch nun scheint er, den Bewohnern am Berg ein lukratives Angebot unterbreiten zu wollen. Er hat den reichen Londoner Geschäftsmann Cillian Rushborough getroffen und dieser hat einen Faible für Ardnakelty, aus dem angeblich seine Großmutter stammt, eine Feeney. Diese haben ihm erzählt, dass unter dem Boden der Ortschaft angeblich Gold zu finden sei. Auf diesen Zug ist Johnny offensichtlich mit Begeisterung aufgesprungen und hat Rushborough sofort zu sich eingeladen und will ihn auch mit den Nachbarn bekannt machen. Allerdings haben die alten Ansässigen noch nie etwas von einem Goldfund gehört. Nur Bobby erzählt weiterhin seine Aliengeschichten. Doch die Idee, dass alle nun reich werden könnten, führt dazu, dass sie nicht mehr klar denken. Jeder erzählt nun dem anderen von seinen Träumen, wobei eine Fahrt in die Karibik noch der bescheidenste Wunsch ist. Cal hingegen misstraut zum einen dem großspurigen Johnny und zum anderen dem Engländer, der von einer mit Gold durchsetzten Quarzader faselt. Auch Trey gibt nichts auf die Worte ihres Vaters. Sie trauert immer noch um ihren Bruder Brendan, den, so ihre Annahme, Dorfleute in den Bergen getötet haben. Auch Johnny glaubt kaum an die Goldnuggets, die sich in der Erde versteckt haben. Und so kommt der Trickser Johnny auf die Idee, den Nachbarn Geld abzuluchsen, um Rushborough mit einem gekauften Goldfund zu täuschen, damit er noch mehr im Ort investiert.
Alles soll jedoch ganz anders kommen und das ahnt nicht mal Noreen in ihrem kleinen Laden, der eigentlich der Umschlagplatz für Klatsch und Tratsch ist. Cal geht zumindest auf erste Geldforderungen Johnnys ein, um zum einen Trey zu schützen und zum anderen herauszufinden, was wirklich hinter dieser dubiosen Goldgeschichte steckt. Denn es stellt sich heraus, dass nicht nur Johnny ein Betrüger ist.
Trey hingegen will der Dorfgemeinschaft schaden und überwirft sich auch noch mit Cal.
Und dann findet Trey auch noch die Leiche von Cillian Rushborough, der eigentlich Terence Blake heißt und sicher keine irische Großmutter hatte.

Mit Geschick, viel Humor und sprachlich überzeugend zeichnet Tana French ein unterhaltsames Bild einer Gesellschaft, die sich trotz aller Vorbehalte, in der Angst etwas zu verpassen oder zu kurz gekommen zu sein, auf einen ortsbekannten Gauner ein. Dieser ahnt nicht, dass seine Tochter ein völlig anderes Spiel spielt und auch Cal versteht Treys Handlungsweisen erst viel zu spät.

Auf dieser Website ist ebenfalls, die Besprechung des ersten Romans von Tana French mit Cal Hooper als Hauptfigur zu finden: http://karinhahnrezensionen.com/lese24/der-sucher/