Frank Goldammer: Bruch – Durch finstere Zeiten, Wunderlich Verlag bei Rowohlt, Hamburg 2024, 380 Seiten, €18,00, 978-3-8052-0113-1
„Das war so verrückt, dass sie fast lachen musste. Immer wenn sie glaubten, etwas Richtiges zu tun, bekamen sie Ärger, und wenn sie richtigen Mist bauten, wurde es von Wenzel gutgeheißen. Die ganze Nacht hatte sie sich wieder um die Ohren geschlagen, hatte sich im Bett gewälzt, ihre Blödheit verflucht und warum sie nichts auf die Reihe bekam. Und nun das. Nein, sie war noch immer nicht cool. Nicht ansatzweise.“
In ihrem dritten Fall zweifelt Hauptkommissarin Nicole Schauer immer wieder daran, was sie in ihrem Beruf wirklich verkraften kann. Zu viele Tote werden sie und ihr Partner, Hauptkommissar Felix Bruch, im Wald zwischen Dresden, Kamenz und Radebeul sehen. Doch Bruch nimmt alles fast apathisch hin, spricht kaum und wenn dann nur ein Wort und dieses bringt es auf den Punkt. Und dann wird Bruch tief im Wald auch noch mit seiner Vergangenheit konfrontiert, denn nicht umsonst schluckt er so viele Psychopharmaka.
Alles beginnt mit einer heimtückischen Hinrichtung zweier Polizisten auf der Waldstraße. Autofahrer umfahren aus Angst die Toten, wagen es nicht auszusteigen. Obermeister Oliver Kummer und die noch sehr junge Polizeimeisterin Melanie Wemke wurden offenbar bei einer Verkehrskontrolle mit einer Makarov PM erschossen. Bruch beschäftigt, was die beiden Polizisten außerhalb ihrer Dienstzeit und auch außerhalb ihres Reviers ohne Rückmeldung an die Dienststelle am Tatort gemacht haben. Gleich in der Nähe lebt auf einem riesigen Grundstück der einsame Ullrich Götze, den Bruch und Schauer als Ersten befragen. Ohne jeglichen Respekt vor der Polizei entpuppt sich Götze als Prepper, der sich, wie sich später herausstellen wird, mit ungeheurem Aufwand, auf einen Atomschlag vorbereitet. Er hatte sich bereits in der DDR gegen Willkür und Ungerechtigkeiten aufgelehnt, um in der Wendezeit zu erleben, wie sein mit Gewinn arbeitender Betrieb von der Treuhand verscherbelt wird. Für Götze ist eine Einordnung in die neue Gesellschaft unmöglich und so trennt sich seine Frau von ihm und er wird wieder zum Außenseiter. Er glaubt zwar nicht an Echsenmenschen und auch nicht an Außerirdische und doch wird er zu schnell zu den Querdenkern und Reichsbürgern gezählt. Als die Polizei sich dann auf ihn einschießt, beginnt im Netz eine Kampagne für Götze, in deren Verlauf sich auch diverse gewaltorientierte Rechte vor seinem Grundstück einfinden.
Doch dann ereignet sich ein zweites Unglück. Melanie Wemkes Freundin Lilly Hausmann erhängt sich im Wald. Und es wird eine geschändete, verscharrte Frauenleiche auf Götzes Grund und Boden gefunden. Anke Speer heißt die junge Frau. Ihr Verlobter, Patrick Kühnel, ist ein Tech-Millionär und unberechenbarer Narziss, der immer wieder Geld investiert und auch verliert und somit auf Messers Schneide balanciert. Alle ahnen, dass er seine Freundin über eine längere Zeit geschlagen hat, doch niemand hat je den Mund aufgemacht. Aus Scham vor der Familie und ihrem Umfeld hat auch Anke Speer sich nicht von Patrick lösen können. Anke kannte Lilly Hausmann und dadurch wissen die Ermittler auch um die Verbindung zu Melanie, der toten Polizistin. Und auch Patrick und Götze sind sich vor Jahren schon begegnet. Anke Speer wird an diesem Märztag endlich ihren Peiniger verlassen und eine Kette von Tragödien auslösen. Bruch entdeckt, dass es zwischen all diesen Personen und noch einem Unbekannten eine unheilvolle Verbindung gibt.
Voller Spannung entwirft Frank Goldammer eine düstere Geschichte um Vergangenheit und Gegenwart, in der allerdings noch einige Handlungsfäden offen bleiben und somit ein vierter Bruch-Band in Aussicht stehen sollte.