Thorsten Schleif: Richter sterben besser, Heyne Verlag, München 2024, 240 Seiten, €13,00, 978-3-453-42945-1

„Es war Stogarev, der hinter den Anschlägen auf mich steckte. Niemand anderes. Yildiz hatte einen jungen Mann aus seiner Organisation geschickt. Jemanden, der sich noch beweisen musste. Der hätte ein Messer benutzt oder ein Beil. Oder eine Pistole auf kurze Entfernung. Ich hätte den Angreifer gesehen. Der Schuss gestern war aus dem Nichts gekommen. Ich hatte ihn nicht einmal gehört. Der Schütze musste ein Gewehr benutzt haben.“

Richter Sigurd Buckmann vom Amtsgericht lebt gefährlich, denn er ist der Meinung, dass er bereits zweimal einem Anschlag auf sein Leben entkommen sei. Sein guter Bekannter, Kriminalkommissar Nick Hiller, nimmt die ganze Sache nicht so ernst, was Buckmann doch etwas ärgert. Als Buckmann sich mit seiner „kleinen Schwester“, wie er die äußerst energische und fachkompetente Richterin Paula Hellrich nennt, zu einem Essen verabredet, geschieht das Unglück. Zuerst versucht Buckmann, sein Gewissen zu erleichtern, und erzählt von seiner wirklich spektakulären Mordaktion gegen den Bandenchef Özman Yildiz im Gefängnis und dann wird die Richterin bei der tröstlichen Verabschiedung vor dem Restaurant erschossen. Der exzellente Schütze lauerte im Parkhaus gegenüber dem Restaurant und traf aus einer großen Distanz. Buckmann ist außer sich. Er ahnt, dass alles mit dem russischen Mafiaboss Dimitris Stogarev zusammenhängt, der seit neuestem als Angeklagter in Hellrichs Gerichtssaal sitzt. Eigentlich ist Paula Hellrich für Jugenddelikte zuständig, aber die Staatsanwaltschaft hat Angst, dass die Wirtschaftskammer den Kriminellen auf Kaution freilässt und dieser dann auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Und Paula Hellrich setzt sich durch. Allerdings ist Richter Unger, der Paula Hellrich beisitzt, ziemlich faul und inkompetent. Wenn sie aus dem Weg ist, stehen die Chancen mit Unger für den Mafiaboss vor einem deutschen Gericht viel besser.
Thorsten Schleif weiß, wovon er erzählt, denn er arbeitet selbst als Richter. Dass Amtsträger in heruntergekommenen Büros sitzen, sich zur Freude aller Hacker mit alten Computersystemen und der Digitalisierung herumschlagen und seltsamerweise korrupt, käuflich und unfähig sind, kann nur der Autor in seinem Krimi kritisch thematisieren. Auch Politiker kommen nicht gut weg. Und dann greift Richter Buckmann auch noch zu drastischen Maßnahmen, wenn Angeklagte nicht rechtmäßig verurteilt werden können. Alles nachzulesen in den zwei Vorgängerbänden:

Thorsten Schleif: Richter morden besser

Thorsten Schleif: Richter jagen besser

Als Buckmann dann doch versteht, dass er nie das Ziel von Anschlägen war, reift in ihm der Wunsch, sich an Dimitris Stogarev für den Mord an Paula zu rächen. Allerdings macht er einen eklatanten Fehler.
Dieser schmale, wieder erneut gut lesbare Krimi endet mit einem geschickt formulierten Cliffhanger, der natürlich darauf abzielt, dass man auch den kommenden lesen möchte. Leider kommt in diesem Band Buckmanns eigenwilliger Kater Grisu kaum zu Wort, was wirklich schade ist, denn er durchschaut die menschliche Psyche und vor allem den Mann, der als Schlummertrunk einen doppelten Espresso benötigt und der für sein Wohlbefinden zuständig ist, am besten.