Remy Eyssen: Verräterisches Lavandou, Ein Provence – Krimi, Ullstein Verlag, Berlin 2024, 496 Seiten, €16,99, 978-3-86493-238-0
„Der Anblick dieser Toten war auch für die älteren, erfahrenen Polizisten nur schwer zu ertragen. Die Frau saß halb gegen den Baum gelehnt auf der Holzbank. Sie war nackt. …. Es war schwer, anhand dieses Torsos auf die Todesursache zu schließen. Denn das wichtigste Merkmal dieses Körpers fehlte. Das Opfer war geköpft worden.“
Keine Frage, dieser Krimi lädt nicht zu einer leicht prickelnden Urlaubslektüre ein, wenn man in der Provence bei einem leichten Rosé entspannt. Tiefe menschliche Abgründe, um nicht zu sagen, psychisch krankhaftes Verhalten, so auch die Meinung der Ermittler, führt zu grausigen Morden, deren Hergang man nicht beschreiben möchte. Ein Serienmörder treibt sich im Spätsommer in der pittoresken Felsenlandschaft bei Le Lavandou herum und tötet Frauen auf bestialische Weise. Leon Ritter, der deutsche Arzt in der Rechtsmedizinischen Abteilung der Klinik Saint – Sulpice fehlen nach den Obduktionen die Worte und seine Partnerin Isabelle Morell, Capitaine de Police und stellvertretende Leiterin der Gendarmerie muss den Täter ausfindig machen. Beängstigend ist, dass Lilou, die Tochter von Isabelle Drohbriefe erhält, die sie zu Anfang nicht ernst nimmt. Und dann kündigt sich auch noch der Präsident von Frankreich an, denn er liebt es, im Fort de Brégançon an der Côte d’Azur Urlaub zu machen. Die Sicherheitsvorkehrungen müssen nun verdoppelt werden und Personal ist wie immer teuer.
Recherchen der Polizei ergeben, dass sich eine fast ähnliche Tat bereits vor dreiundzwanzig Jahren ereignet hat. Allerdings sitzt der Mörder, der das Leben der jungen Colette Clemens beendet hatte, in der Psychiatrie. Routinierte Polizeiarbeit ist nun angesagt, um die Identität der Toten herauszufinden, und vor allem nach dem Motiv zu suchen. Und dann taucht auch noch ein gewisser Phillip auf, der behauptet, er sei der leibliche Sohn vom Pathologen Leon Ritter. Phillips Mutter hatte wohl vor siebenundzwanzig Jahren in Gassin eine Beziehung mit Leon. Allerdings will der arrogante Phillip keine DNA – Probe abgeben, sondern finanzielle Unterstützung für ein Projekt von seinem angeblichen Vater.
Ein zweiter, unfassbar grausiger Mord geschieht. Einen Verdächtigen findet die Polizei: Roger Lambert, der als Pensionsinhaber die Anmeldungen seiner Gäste bei der Polizei unter den Tisch fallen lässt, um steuerfrei Geld einzustreichen. Doch bringt er deswegen eine junge Touristin um?
Alles sehr dubios und sicher nicht die richtige Spur. Auch wenn die Ermittler erneut mit Colette Clemens Mörder ins Gespräch kommen, kann er es nicht gewesen sein.
Ein Thriller für Leute, die keine schwachen Nerven haben und bei diesem Krimi kaum entspannen können. Also bitte nicht in der freien Landschaft der Provence lesen!