Richard Osman: Der Mann, der zweimal starb, Ein neuer Fall für den Donnerstagsmordclub, Aus dem Englischen von Sabine Roth, List Verlag, Berlin, 446 Seiten, €16,99, 978-3-471-36013-2
„An uns soll es jedenfalls nicht liegen. Und letztendlich hat unsere Zermürbungstaktik noch immer gewirkt.“
Die hochbetagten Pensionäre Elizabeth, Ron, Ibrahim und Joyce sind die Hauptfiguren in diesem zweiten Fall des Donnerstagsmordclubs. Die LeserInnen lieben es, wenn die aufs Abstellgleis in Cooper Chase, „Englands erstes Luxus-Resort für Senioren“, geschobenen Alten, zur Tat schreiten und cleverer sind als die Polizei, verkörpert durch DCI Chris Hudson und seine Partnerin Donna De Freitas. Aus der Sicht von Joyce, die sich sehr gern in Details verliert und der lebenstüchtigen Elizabeth, die offensichtlich in einem früheren Leben mit Geheimagenten zu tun hatte, entspinnt sich ein aufregender Plot.
Da wagt sich der introvertierte Ibrahim, der früher als Psychiater gearbeitet hat, endlich unter Leute und gerät an aggressive Jugendliche, die ihn aus Spaß zusammenschlagen. Da die Polizei schnell ermittelt, wer der wahre Schuldige ist, Ryan Baird, könnte alles gut werden. Doch da keine Zeugen und auch kein Kamerabeweis vorliegt, spaziert der Schläger, der auch noch mit Drogen handelt, ungestraft mit einem Grinsen im Gesicht aus dem Polizeirevier. Da ahnt er noch nicht, dass seine Tat auf jeden Fall bestraft werden muss, denn Ron, Joyce und Elizabeth finden einen cleveren Weg, um für eine Verhaftung und ein Strafe, weit über das Maß für Körperverletzung hinaus, zu sorgen. Ihnen ist klar, dass Ibrahim trotz allem nie wieder einen Fuß vor die Tür setzen wird.
Und dann ist da noch der tote Marcus Carmichael, hinter dessen Tod eigentlich der ehemalige Geheimagent und Ex-Mann von Elizabeth steckt. Douglas Middlemiss hat sich mit dem nach außen hin seriösen Inhaber eines Versicherungsservice, Martin Lomax, angelegt, aber eigentlich ist dieser tief verstrickt in die Machenschaften von Kriminellen, u.a. der New Yorker und Kolumbianischen Mafia. Dem guten Lomax wurden nun zwei Diamanten im Wert von 20 Mill. Dollar entwendet und Elizabeth weiß natürlich, dass ihr Ex sich damit seine letzten Tage verschönen will. Doch nun sind alle hinter Douglas her und seinen Tod zu inszenieren, hat wenig geholfen. Auch Poppy, die Douglas beschützen soll, ist nicht vom Glück verfolgt. Zwar kann sie einen geschickten Killer von Lomax töten, aber dann spüren die Gegner das neue Versteck von Douglas auf und töten ihn und die noch sehr junge und in ihrem Job nicht mal glückliche Poppy.
Jetzt ist Douglas zweimal gestorben und doch traut Elizabeth ihrem Ex auch nach seinem Tod so einiges zu, denn er hat in sogenannten toten Briefkästen Post für sie hinterlassen.
Neue Ermittler verhören nun die Ü-80-Akteure, denn ausgerechnet Elizabeth und Joyce hatten die beiden Toten gefunden. Die Polizei ahnt nicht, dass Elizabeth auf jeden Fall nach den Mördern und den Diamanten suchen wird. Joyce strickt nebenbei Freundschaftsbändchen, die seltsamerweise zur Klärung dieses Falls beitragen werden.
Es sind immer die Ermittler am interessantesten, die sowieso unterschätzt werden und auch in diesem Fall hat die Mafia keine Chance. „Cosy Crime“ im besten Sinne mit einer guten Portion englischem trockenen Humor bietet Richard Osman auch in seinem zweiten Band der Donnerstagsmordclub-Reihe. Spannend, unterhaltsam und irgendwie auch ein bisschen skurril.