Diane Janes: Was im Dunkeln liegt, Aus dem Englischen von Evelin Sudakowa-Blasberg, Diana Verlag, München 2011, TB, 413 Seiten, €8,99, 978-3-453-35595-8

„ Auch wenn die Jahre verstreichen, kann man sich niemals wirklich befreien, weil Geheimnisse ein Eigenleben führen, und dazu neigen, sich ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu drängen.“

Die Lehrerin Kate Mayfield hat sich in den Ruhestand versetzen lassen. Sie lebt ein unauffälliges Leben, mit einer guten Freundin reist sie und beim morgendlichen Schwimmen macht sie schon mal unverbindliche Bekanntschaften, aber eher mit Frauen. Aus welchen Gründen sie ein Haus in ihrer Wohnnähe beobachtet, bleibt vorerst offen.

Kate, die nach außen hin ein gutbürgerliches Leben führt, hütet tief in ihrem Gedächtnis die Erinnerungen an schreckliche Geschehnisse, die ihr weiteres Leben tragisch beeinflusst haben. Wie in einem Film läuft die Handlung vor dem Auge des Lesers ab und immer wieder schwenkt die Kamera detailgenau zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her.
Ein Brief von Mrs. Ivanisovic leitet die Rückblenden ein. Bisher hatten sich die beiden Frauen nur nichtssagende Weihnachtskarten geschrieben. Kate hätte die Verbindung abbrechen lassen können, doch sie brachte es nicht fertig. Die alte Dame bittet Kate zu einem klärenden Gespräch. Sie will endlich die Wahrheit wissen. Mrs. Ivanisovic ist die Mutter von Danny, Kates erstem Freund, der sich nach einem gemeinsamen Sommerurlaub mit seinem Freund Simon das Leben genommen hat. So scheint es gewesen zu sein, aber der Leser ahnt, hinter den Suiziden steckt eine grausame Geschichte. Ausufernd berichtet Kate in ihren Erinnerungen nun vom Sommer Anfang der 1970er Jahre, von den Geschehnissen im Haus von Simons Onkel unweit von Hereford. Malerisch an einem Wald gelegen verbringen die Studenten Kate, Danny und Simon im großen, aber irgendwie unwohnlichen Haus ihren unbeschwerten Sommer. Kate und Danny haben sich gerade erst kennengelernt und besseres zu tun als die Auflagen von Simons Onkel, einen Teich im Garten anzulegen und das Haus in Ordnung zu halten, ernst zu nehmen. Kate genießt die Freiheit. Ihren strengen Eltern hat sie erzählt, sie wäre mit einer Freundin in der Obsternte in Frankreich. An einem Strandnachmittag lernen die drei die etwas verrückte, attraktive Trudie kennen. Sie schließt sich ihnen an und erste Spannungen, Streitereien und Unstimmigkeiten überschatten den Aufenthalt. Gegenstände verschwinden aus dem Haus, tauchen aber wieder auf. Trudie, die für Geister und Séancen schwärmt, interessiert sich für einen um Jahre zurückliegenden unaufgeklärten Mord an einer jungen Frau, der im nahe gelegenen Wald geschehen ist. Im Studentenwohnheim von Danny und Simon ereignete sich ebenfalls ein Mord an der jungen Studentin Rachel Hewitt.
Psychologisch genau erzählt Diane Janes in ihrem ersten Krimi, wie diese Morde mit den weiteren Geschehnissen zusammenhängen. Kate löst sich aus den lieblosen Umklammerungen ihrer Eltern und gerät ahnungslos und unerfahren in Dannys verführerische Fänge. Seine Offenbarung, dass er sie heiraten wird, erscheint der 19-Jährigen bei aller Zuneigung überstürzt. Als Trudie bei einem nächtlichen Gespensterausflug der drei ums Leben kommt, beginnt Kate langsam die verhängnisvolle Zwangsgemeinschaft von Simon und Danny, in die sie nun auch hineingezogen wird, zu durchschauen.
Geht die englische Autorin Diane Janes in bestimmten Szenen zu sehr ins Detail, so hat sie doch eine durchaus bewegende, klug konzipierte, wie überzeugende Krimihandlung vom perfekten Mord ersonnen. Nur Mrs Ivanisovic will nicht an den Suizid ihres Sohnes glauben, doch für ihre Zweifel ist es bereits zu spät.