Jan Costin Wagner: „Das Licht in einem dunklen Haus“, Verlag Galiani Berlin, 2011, 311 Seiten, €19,99, 978-3-86971-016-7
„ Eine tote Frau, die ihren Namen nicht preisgab.“
Eine unbekannte Frau wird mit einem Schädel-Hirn-Trauma in einem Straßengraben gefunden und sie wird, bereits dem Tod sehr nah, im Krankenhaus in Turku ermordet. Seltsamerweise hat der Täter Tränen am Bett der Schwerkranken, deren Körper viele Misshandlungen aufweist, vergossen. Ein mysteriöser Fall, der den finnischen Kommissar Kimmo Joentaa zurück in den Sommer 1985 ins südfinnische Karjasaari schicken wird.
Die liebenswerte Aushilfslehrerin für Musik Saara hat damals alle Schüler verzaubert und wurde zum Spielball und Opfer ihres brutalen Freundes. Ein 12-jähriger Schüler wurde Zeuge der Vergewaltigungen an der jungen Frau durch mehrere Schüler und nun werden die damaligen Täter, heute ehrbare Personen der Gesellschaft, nach und nach tot aufgefunden. Parallel zur Handlung stehen Tagebuchaufzeichnungen aus dem Jahr 1985, die erst zum Ende hin einen Sinn ergeben. Hatte der Mörder bei Saara, denn sie ist die Koma-Patientin, noch gefühlvoll getötet, so kennt er bei den folgenden immer in der Öffentlichkeit stattfindenden Morden keine Gnade. Den Softwareberater stößt er von einem Dachgarten in die Tiefe, einen aufsteigenden Politiker schlägt er mit drei Schnapsflaschen den Schädel ein. Der Mörder befindet sich auf einem verspäteten Rachefeldzug und die Frage stellt sich: Warum jetzt?
Der melancholische Joentaa knabbert schwer an diesem Fall, auf dem ein Foto eine entscheidende Hilfe sein kann, und er vermisst seine Freundin Larissa, die geheimnisvolle Prostituierte, die ihm so viel Halt gegeben hat.
Nach und nach setzen sich alle Puzzleteile zusammen und auch Larissa wird mit ihrer weiblichen Intuition auf verschlungenen Wegen der einsamen Seele Joentaa unter die Arme greifen.
Jan Costin Wagner zieht jeden Leser mit seinen kurzen, poetischen nie die Figuren zu genau analysierenden Sätzen in eine Geschichte hinein, die im fernen Finnland spielt, aber auch gut in Wagners hessischer Heimat angesiedelt sein könnte. Der Leser weiß sehr früh, welches Motiv den Täter handeln lässt und er kennt früher als die Ermittler die nächsten Opfer. Spannend bleibt die Handlung bis zum letzten Satz, denn der Leser hat sich längst auf die Seite des Täters geschlagen.
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