Silke Lambeck: Das Weihnachtsmann-Projekt, Bloomsbury Verlag, Berlin 2011, 204 Seiten, €13,90, 978-3-8270-5477-7

„ Alberne Verkleidung“, sagt Herr Mann. „Hat sich irgendein Werbeknilch in Amerika ausgedacht. Wie soll ich denn meiner Arbeit nachgehen, wenn ich in so einem Teil durch die Gegend laufe?“

Alle Jahre wieder steht Weihnachten vor der Tür. Bei Paul jedoch ruft die Oma bereits im August und das ist für ihre Verhältnisse ziemlich spät an, um über Geschenke und das Weihnachtsfest zu reden. Pauls Mutter platzt der Kragen und sie beschließt, ihrer weihnachtswütigen Mutter den Rücken zu kehren. In diesem Jahr, so beschließt die Pauls Mutter, feiert die Familie im kleinen Kreis ganz allein Weihnachten. Dem 13-jährigen Paul macht das nicht viel aus, zumal er Omas Heringssalat nicht ausstehen kann, aber seine kleine Schwester Frida hat doch so ihre Probleme. Wie findet der Weihnachtsmann ihre Adresse, wenn sie nun zu Hause feiern? Ja, der Weihnachtsmann – gibt es ihn nun oder gibt es ihn nicht? Paul ist ein klasse Bruder, denn er versucht Frida diesen Zauber, der zum Fest nun mal dazugehört, nicht auszureden. Dafür sorgt dann schon die junge Lehrerin in Fridas Klasse. Und dann geschieht etwas Hochnotpeinliches. Paul tröstet auf dem Schulhof, ausgerechnet vor dem smarten Lukas, seiner weinende Schwester und erzählt ihr, dass es für alle, die an ihn glauben, den Weihnachtsmann wirklich gibt. Auf die Frage, ob Paul denn an den Weihnachtsmann glaubt, muss er nun vor allen Farbe bekennen und es zugeben. Das ist die ideale Spottvorlage für Lukas. Aber Paul ist clever, er schmückt den Klassenraum mit kitschigem Weihnachtskram und geht in die Angriffsposition. Das klappt zu Beginn gar nicht schlecht, aber dann ist er doch nur der „Weihnachtszwerg“. Nur Nele stellt sich auf Pauls Seite. \r\nPaul ahnt, wenn er Frida helfen will, dann muss er so einige Leute motivieren, um ihr den Glauben, zumindest für eine gewisse Zeit, an den Weihnachtsmann zurückzugeben. Seltsamerweise ist da dieser Bettler in der Stadt, der so einiges über die Menschen weiß, die vor ihm stehenbleiben.

In Pauls Familie tobt indessen der Weihnachtszank, denn die Oma will einfach keine Ruhe geben. Auch die anderen Familienmitglieder debattieren über den 24. Dezember.

Als Pauls Vater dann auch noch den trunkfreudigen Onkel Albert einlädt, Pauls Mutter ihrer kleinen Schwester nebst schrecklichem Kind nicht absagen kann, Frida die Oma klammheimlich einlädt und Paul diesen Bettler als Weihnachtsmann engagiert, ist das Chaos vorprogrammiert. \r\n\r\nSilke Lambeck hat eine komische wie kitschfreie Familiengeschichte erdacht, in der die Heimlichkeiten der schönsten Zeit des Jahres mitschwingen.

Wenn man „Das Weihnachtsmann-Projekt“ liest, freut man sich noch mehr auf die kalten Tage mit Lebkuchen und ein bisschen Heringssalat.