Benjamin Cors: Leuchtfeuer, Ein Normandie-Krimi, Deutscher Taschenbuch Verlag, premium, München 2018, 428 Seiten, €15,90, 978-3-423-26210-1
„Er hatte Wichtigeres zu tun, als den Teufel auszutreiben. Er musste einen Engel vor dem Fall bewahren. Er wusste nur nicht wie.“
Es ist November, es regnet und weder Paris noch die Normandie zeigen sich von der schönsten Seite. Nicolas Guerlain ist immer noch Personenschützer des populistischen und arroganten Präsidenten von Frankreich. Doch sein Augenmerk liegt mehr auf einem Prozess, den die Justiz seiner Freundin Julie Malraux macht. Ihr wird unterstellt, und eine Polizistenkollege hat dies auch bestätigt, dass sie eine Drogenabhängige nicht in Notwehr, sonder vorsätzlich erschossen hat. Das Messer, mit dem Julie bei der Razzia angegriffen wurde, ist nicht auffindbar. Gemeinsam mit seinem ziemlich ruppigen Kumpel von der Polizei aus Deauville, Luc Roussel, jagt er einen Drogendealer, der die Tat mitangesehen hat und für Julie aussagen könnte. Aber dieser steht so unter Druck und Drogen, dass er für sich nur einen Ausweg sieht, den Sprung in die Tiefe. Nicolas ist verzweifelt und kann auch einem Mann, der sich in einem Pariser Café zu ihm setzt, nicht richtig zuhören. Er bittet als Bürgermeister um seinen Schutz für das normannische Dorf Vieux-Port von gut 50 Seelen. Kurze Zeit später wird der Mann tot sein und der ehemalige Besitzer einer Pension ebenfalls. Russel kennt den Fall schon. Der Pfarrer des Ortes wurde in der Badewanne ertränkt und dann nackt in den hungrigen Fluss geworfen.
Angeblich ist der Teufel in den Ort zurückgekehrt und mit ihm der Fluch, den er vor 20 Jahren ausgesprochen hat. Dieser Teufel ist Mathieu, der als Kind einfach nur böse war, vieles zerstört hatte, Tiere quälte und Menschen. Als seine Eltern das Dorf verlassen mussten, verfluchte er den Ort, mit den Menschen, die ihn im Stich gelassen hatte und allen voran den Pfarrer. Nach und nach sammelt die Polizei Material über Mathieus Leben und muss feststellen, dass er kaum sind die Eltern in England angekommen, in ein Heim musste, zu Pflegeeltern und wieder ins Heim. Als Mathieu erfuhr, dass die Mutter verstorben ist und der Vater sind selbst getötet hatte, nimmt er Rache, an den Menschen, die ihn nicht geschützt haben.
Parallel zu Mathieus Fall, der offenbar im Dorf Komplizen hat, rückt die Urteilssprechung für Julie immer näher. Nicolas unterstützt Roussell in der Normandie, kehrt aber immer wieder nach Paris zurück, denn er erkennt bei der Zeugenaussage seines Vaters sein süffisantes Lächeln und die innere Genugtuung Julie etwas anzutun, d.h. eigentlich will er dem Sohn schaden. Als dieser durch einen Trick den Vater, der einst eine gehobene Stellung bei der Polizei inne hatte, in eine Falle lockt und ihm ein Geständnis abluchst, ist klar, Julie wird nicht ins Gefängnis gehen. Tief ist der Graben und der Hass zwischen Vater und Sohn.
Was wirklich im Dorf geschehen ist, liest sich atemberaubend, tragisch wie spannend, denn Mathieu hat nur einen Menschen ermordet. Er wird durch einen tödlichen Unfall auch nicht zur Verantwortung gezogen. Doch wer ist der Mörder?
Benjamin Cors konzentriert sich in seinen Krimis nie auf einen Fall, es müssen gleich zwei oder drei sein, um die Spannung hochzuhalten. Sprachlich anspruchsvoll erzählt der Autor von bekannten französischen Orten und Landschaften in Norden, die vor dem inneren Auge des Lesers erscheinen. In der Mischung aus privaten Fehden und vertuschten Verbrechen entsteht so eine aufregende Handlung, die temporeich und gesellschaftlich auf der Höhe den Leser nie unterfordert.
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