Anne Tyler: Die störrische Braut, Aus dem Englischen von Sabine Schwenk, Knaus Verlag, München 2016, 219 Seiten, €19,99, 978-3-8135-0655-6
„Schade, dachte Kate, dass er Pjotr nicht einfach selbst heiraten konnte, wo er doch so erpicht darauf war, den Status dieses Mannes ‚anzupassen‘. Die beiden waren ja wie füreinander geschaffen.“
Die resolute 29-jährige Kate Battista, die sich keiner Autorität beugen kann, arbeitet in einem Kindergarten als Erzieherin, nachdem sie ihr Studium vorzeitig beenden musste. Sie ist weder diplomatisch noch feinfühlig und benimmt sich manchmal wie eine aufmüpfige Vierjährige. Und sie hasst Kinder, nicht alle aber viele. Irgendwie hat sie ihr eigenes Leben aus dem Blick verloren und führt nun den Haushalt für ihren ziemlich egoistischen Vater, der als Wissenschaftler der John Hopkins Universität etwas aufs Abstellgleis geschoben wurde, aber nun durch den neuen Assistenten aus Russland, Pjotr, wieder Hoffnung schöpft. Allerdings läuft die Aufenthaltsgenehmigung des besten Mitarbeiters langsam aus und Vater Battista schmiedet einen Plan. Er versucht seine älteste Tochter, die jüngere ist erst 15 Jahre alt, mit dem unschätzbaren Kollegen zu verkuppeln. Anfänglich noch erbost über das Ansinnen, höhlt steter Tropfen, ein nervender Vater und ein unsensibler künftiger Bräutigam, doch den Stein und Kate lässt sich umstimmen. Mag der russische Wissenschaftler mit seinem seltsamen Akzent vielleicht nett sein, irgendwie wirkt er auf den Leser auch leicht naiv und weltfremd. Für Kate jedoch und ihre Familie wird allein die Erwähnung des Begriffes Einwanderungsbehörde zu einem Schreckgespenst.
Denn so harmlos und locker leicht, wie Kates Vater die Sache dargestellt hat, kann das Projekt „Hochzeit“ eigentlich gar nicht werden. Immerhin muss man für die Greencard, die Arbeitserlaubnis in den USA, schon einiges leisten, gerade bei einer Scheinehe.
Doch Kate scheint sich trotz einiger Turbulenzen, die auch noch der dubiose Freund ihrer Schwester veranstaltet, nicht aus dem Konzept bringen. Diese Hochzeit setzt in ihr die Lebensgeister frei, die vielleicht doch noch ihrem Leben einen Sinn geben könnten.
Shakespeares Tragödien und Komödien neu zu erzählen, das ist das Ziel eines Projekts der Londoner Hogarth Press im 400sten Todesjahr des berühmten Dichters. In Deutschland ist der Knaus Verlag Partner dieses Projekts. Die amerikanische Autorin Anne Tyler hat sich Shakespeares Komödie „Der Widerspenstigen Zähmung“ ausgesucht und die Geschichte neu erzählt. Bekannt als genaue Beobachterin der Familienverwerfungen in der amerikanischen Mittelschicht, hat Anne Tyler mit „Die störrische Braut“ nicht ihr bestes Buch geschrieben. Es fehlt hier die Leichtigkeit der Komödie mit Tiefgang. Die Figuren sind zu starr dargestellt, nicht überzeugend und von flirrender Liebeslust, ist kaum etwas zu spüren, auch wenn sich der eifrige Assistent in die etwas grobschlächtige Kate verliebt.
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