Leena Lehtolainen: Das Echo deiner Taten – Maria Kallio ermittelt, Aus dem Finnischen von Gabriele Schrey-Vasara, Kindler Verlag, Reinbek bei Hamburg 2016, €19,95, 978-3-463-40674-9
„Es war eine der Schattenseiten der Polizeiarbeit, dass man überall Lügen zu wittern glaubte. Zum Glück hatte ich die Methode des ständigen Zweifelns nicht allzu oft auf meine Familie angewandt.“
Jaakko Pulma, der Ehemann der Abgeordneten der Zentrumspartei Henna Pasanen-Pulma wird mit mehreren Messerstichen niedergestreckt und blutüberströmt in der Kindertoilette gefunden. Außerdem wurde er mit zwei Litern Rinderblut überschüttet. Sein Handy ist verschwunden und eine Innentasche zerrissen. Für Maria Kallio von der Espooer Polizei und ihre beiden Mitarbeiter Puuponen und Koivus sieht das nicht nach Raubmord aus. Pulma war von Beruf Sachverständiger für Edelsteine, allerdings mit bestem Ruf. Schnell wird auch klar, dass nur eine Verfehlung seinerseits seine Frau die politische Karriere kosten kann. Alle reden gut über den Toten und doch hat er eine junge Mitarbeiterin, Essi Manner, entlassen müssen, da sie ihn angeblich bestohlen hat. Sie wiederum hat ihn wegen Geldwäsche angezeigt. Bei den Steinen, die verschwunden sind, dreht es sich um die Rückführung eines Schatzes einer polnischen Familie. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, denn Henna Pasanen-Pulma setzt die Polizisten mächtig unter Druck. Die sozialen Netzwerke verbreiten die unglaublichsten Theorien und als eine Bombendrohung von Jaakkos Handy aus im Haus der Abgeordneten angekündigt wird, spitzt sich die Lage zu.
Durch die Ermittlungen der Polizei kommt auch ein alter Fall wieder ans Licht. Im Jahr 1985 kam die 18-jährige Schwester von Henna ums Leben. Nicht ganz klar war damals, ob es wirklich Mord oder nur ein harmloser Denkzettel sein sollte, der allerdings tödlich endetet. Henna wurde damals verdächtigt, denn die Schwestern waren harte Konkurrentinnen.
Maria verfolgt alle Spuren, zum einen Jaakkos Berufsfeld, Hennas politische Aktivitäten, die Vergangenheit der beiden und den Familien- und Bekanntenkreis.
Demnächst wird Marias Polizeieinheit aufgelöst und doch ist Maria hochmotiviert. Pekka Koivus arbeitet zwar, aber in Gedanken ist er immer bei seiner 11-jährigen Tochter, die todkrank ist. Ville Puupponnen hat sich von seinem Freund getrennt, aber im Dienst ist ihm nichts anzumerken. Marias Familie ist stabil und ihr Mann Antti weiß, was der Beruf von seiner Frau fordert. In allen möglichen Familien, ob bei Maria, Zeugen oder Verdächtigen tauchen Katzen auf. Auch am Körper des Toten, der allerdings einen kleinen Hund hat, werden Katzenhaare gefunden.
Fast nebenbei erzählt die finnische Autorin von den allzu bekannten Sparmaßnahmen, die Politikern zu verdanken sind. Es geht um überhöhte Steuern, Unsicherheiten im Beruf und vor allem um Kränkungen, die sich über Jahrzehnte im Kopf festsetzen können.
Leena Lehtolainens Krimi taucht tief in den Alltag der finnischen Gesellschaft ein. Keine überflüssige Brutalität oder verstörende Detailschilderungen begleitet die Geschichte und der Fokus liegt auf der polizeilichen Aufklärung, einen Blick ins Politikergeschäft und den Handel mit Edelsteinen. Plastisch und vor allem lebendig sind die erdachten Figuren, die im Laufe der Ermittlungen immer mehr preisgeben müssen. Beruhigend ist auch, dass Polizisten nicht nur einsame Wölfe sind, sondern mitten im Leben mit Familie und allen persönlichen Dramen, die es gibt, klarkommen müssen.
Schreibe einen Kommentar