Lee Child: Der Anhalter – Ein Jack-Reacher-Roman, Aus dem Englischen von Wulf Bergner, Blanvalet Verlag, München 2015, 448 Seiten, €19,99, 978-3-7645-0541-7

„Andererseits: Stets das Positive im Leben sehen. Das war Reachers tiefe Überzeugung.“

Wäre der ehemalige Militärpolizist Jack Reacher auf seinem Weg als Anhalter Richtung Virginia in das Auto des skeptischen Schwarzen gestiegen, nichts wäre passiert. Aber das darf ja nicht sein. Wo Jack Reacher auftaucht, lauert eine spannende Geschichte und diese erzählt der englische Autor Lee Child (Pseudonym für Jim Grant) wie immer bravourös und atemberaubend schnell.

Reacher steigt in den Wagen mit den drei Leuten, die alle die gleichen Hemden tragen, angeblich arbeiten sie für eine Softwarefirma. Sie seien schon lang unterwegs, erzählen die beiden Männer, die sich King und McQueen nennen. Die Frau, Karen Delfuenso, auf der Rückbank redet kaum. Allerdings blinzelt sie Reacher Botschaften zu, als er den Wagen fährt. Reacher erkennt Lügen, wenn sie ihm aufgetischt werden und diese beiden Männer erzählen ohne Frage die Unwahrheit. Karen wurde entführt und der Wagen, in dem sie sitzen, ist ihrer. Der Leser weiß jedoch mehr. Unweit von dem Ort, an dem Reacher den Daumen im kalten Winter hochgehalten hat, wurde ein Mann erschossen. Seine Identität können der County Sheriff und die zugezogene FBI Agentin Julia Sorensen schwer ermitteln. Offensichtlich war er ein Handelsattaché des Außenministeriums. Nur was treibt ein Diplomat im öden Nebraska und vor allem, warum musste er sterben?

Gefandet wird nun nach einem Wagen mit zwei Personen, denn es gab einen Zeugen. Zwar sind seine Aussagen widersprüchlich, aber er ist eine wichtige Person in diesem völlig undurchsichtigen Fall, den auch noch der CIA sich unter den Nagel reißen wird.

Als Reacher beinahe von McQueen erschossen wird und Karen offensichtlich in dem ausgebrannten Auto umgekommen ist, erwachen Reachers Ermittlerinstinkte. Außerdem wird auch noch Karens zehnjährige Tochter entführt und diese Tat gibt mehr als Rätsel auf. War die Entführung etwas anderes und was wollen die Männer von einem unschuldigen Mädchen, das gerade ihre Mutter verloren hat? Reacher hat inzwischen Julia Sorensen kennengelernt und sich mehr und mehr mit dem Fall beschäftigt. Er ahnt, das hinter all den auch völlig ungeplanten Aktivitäten der Täter, mit denen er ja nun offenbar im Auto gesessen hat, eine größere Sache steckt.

Als die Polizei dann alles abbläst und sich nicht mal um das entführte Kind kümmert, wächst das Misstrauen Reachers immer mehr.
Die verbrannte Leiche und das sei noch verraten ist nicht Karen Delfuenso und sie ist auch nicht die harmlose Kellnerin aus einer Cocktail-Lounge mitten in der Pampa.

Keine Frage, dieser Jack-Reacher-Roman hat es in sich, denn hoch über allem steht das für Amerika unheilvolle Wort: Terrorismusbekämpfung. Und Reacher wird in gewohnter Weise im Alleingang hinter das Geheimnis der Morde gelangen, denn eins kann er nicht vertragen, wenn Menschen, die er mag, hinterhältig getötet werden.