Ursula Poznanski & Arno Strobel: Fremd, Wunderlich Verlag, Reinbek bei Hamburg 2015, 393 Seiten, €16,99, 978-8052-5084-9

„Also wer, verdammt noch mal, ist Erik?“ Wenn ich das wüsste, aber er sitzt in meiner Küche und hat meinen Mietvertrag mit unterschrieben, und meine beste Freundin hier behauptet, wir lieben uns.“

Joanna freut sich in ihrem Haus auf einen ruhigen Abend auf dem Sofa. Plötzlich glaubt sie, einen Einbrecher zu hören. Und richtig, ein fremder Mann steht vor ihr, der behauptet er sei ihr Freund. Allerdings sind seltsamerweise keine Sachen von ihm in der Wohnung zu finden. Joanna fühlt sich bedroht. Als superreiche Tochter eines australischen Unternehmers wohnt sie in Berlin ziemlich ungesichert. Ist eine Entführung geplant oder stimmt mit ihrem Gehirn etwas nicht?

Zeitgleich kann der Leser die Gedanken von Joanna verfolgen und dann Eriks Sichtweise auf die gleiche Szene. Erik ist der angebliche Einbrecher, der völlig verunsichert auf Joannas hysterische Ausbrüche reagiert.
Für Joanna ist klar, ihre Freundin Ela muss klarstellen, dass sie nicht verrückt ist. Aber Ela kann nur bestätigen, dass Erik seit gut einem Dreivierteljahr Joannas Freund ist. Als Joanna nach vielen inneren und äußeren Kämpfen mit Erik, der selbst nicht mehr weiß, wie ihm geschieht, dann doch bei einer Ärztin landet, erklärt sich diese Joannas Verhalten mit einem Trauma. Dieses Trauma kann Erik ausgelöst haben, irgendetwas muss geschehen sein, das Joannas Gehirn ausblendet.
Als Joanna dann bei ihren Eltern in Melbourne anruft, kennt niemand diesen mystriösen Erik oder hat Joanna nie von ihm erzählt, weil sie eigentlich zu jemand anderem gehört?
Oder stecken Ela und Erik unter einer Decke und planen Joannas Kidnapping, um doch an Geld zu kommen?
Erik ist völlig überfordert, die Frau, die er liebt, behandelt ihn wie einen Schwerverbrecher und Niemand. Dabei hat er in seiner IT-Firma ziemlich viel Ärger, denn er mutmaßt, dass der Chef, Gabor, ihn bei einem Großprojekt nicht dabei haben will.
Und dann als alles sich irgendwie zum Guten wendet, Joanna langsam glaubt, sie muss wirklich in die Psychiatrie, sticht sie plötzlich auf Erik ein.
Verletzt schafft es Erik zum Auto, aber auf dem Weg versucht ein Auto ihn abzudrängen. Wer trachtet ihm nach dem Leben und warum hat Joanna das getan?

Aber es kommt noch extremer, denn Erik kann am Münchner Hauptbahnhof gerade so einem terroristischen Attentat mit vielen Toten entgehen. Warum hat Gabor ihn genau zu diesem Zeitpunkt an diesen Ort geschickt?

Erik und Joanna sehen nur eine Chance, er muss sich tot stellen, um die Angreifer aus der Reserve zu locken.
Absolut spannend liest sich dieser Thriller, der den Leser auf völlig falsche Fährten führt und eigentlich von der ersten bis zur letzten Seite durchgelesen werden müsste, um endlich zu wissen, was hinter all den verwirrenden Ereignissen steckt.