Jean – Luc Bannalec: Bretonischer Stolz, Kommissar Dupins vierter Fall, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2015, 384 Seiten, €14,99, 978-3-462-04813-1
„Warum in aller Welt verließ ein alternder Tagelöhner aus einem schottischen Kaff, der in einer Herberge für gestrandete Seeleute lebte, eines Morgens aus heiterem Himmel Oban, um ein paar Stunden später und tausendfünfhundert Kilometer entfernt in der bretonischen Einöde ermordet zu werden?“
Commissaire Georges Dupin darf zu seinem fünfjährigen Jubiläum am Ende der Welt in der rauen Bretagne zu einer Weiterbildung. Allerdings schaut er sich lieber die Pinguine im Oceanopolis bei Brest an und hofft auf einen Fall, der sich auch wunschgemäß einstellt. Eine Leiche wurde von einer schon etwas älteren Dame, genauer gesagt Madame Bandol entdeckt. Allerdings ist der angeblich tote Körper so schnell wie er da war auch wieder verschwunden. Dupin ist nicht der Meinung, dass die alte Dame, die einst ein Filmstar war, dement sei. Ganz im Gegenteil, sie hütet ein Geheimnis, das sie Dupin sogar anvertraut und sie kann sich nach einem Traum ziemlich genau an den verkrümmt daliegenden Mann erinnern. Und doch die Leiche bleibt verschwunden, dafür taucht eine andere auf und die ist in wirklich schrecklichem Zustand, dass sogar Dupin beim Anblick schlucken muss. Die Spur führt den Ermittler und seine Mitarbeiter, Kadeg geht ihm gehörig wegen des Sanddiebstahls an der Küste auf die Nerven, nach Schottland. Durch eine Tätowierung kann die Identität der Leiche herausgefunden werden, es ist ein nicht gerade erfolgreicher Austernzüchter, der sich mit einem seiner gelegentlichen Mitarbeiter per Flug nach Concarneau begeben hat. Am Abend jedoch war bereits der Rückflug der beiden Männer von der Isle of Mull gebucht. Was ist in der kurzen Zeit geschehen und warum kennt niemand von den Austernzüchtern vor Ort die beiden Schotten?
Ausführlich erzählt der unter Pseudonym schreibende Krimiautor nun vom Mekka der Austern, ihrer Zucht, ihrem Befall 2008, allen Höhen und Tiefen der wertvollen Schalentiere.
Dabei mag Dupin nicht mal Austern und hat auch nicht die Absicht bei aller Liebe zu den Meeresfrüchten sich an den Geschmack zu gewöhnen, auch nicht mit dem besten Wein.
Emsig tragen nun Dupin und seine Leute die Fakten über den Austernfall zusammen. Dabei stoßen sie sogar auf die neuzeitliche Druidenvereinigung, in der einer der Toten involviert war. Inspektor Riwal als keltischer Kulturexperte liefert pausenlos Informationen über die Besonderheiten der Bretonen und ihre herausragende Rolle in allen Bereichen, immerhin haben die Bretonen Amerika als erste entdeckt.
Und dann überrascht Dupin auch noch seine Freundin Claire mit ihrem Umzug nach
Quimper und der neuen Stelle am hiesigen Krankenhaus als Kardiologin.
Dupin schickt Riwal nach Schottland um vor Ort endlich mehr über die beiden toten Männer herauszufinden. Inzwischen brennt ein Haus eines ziemlich windigen Austernzüchters und kurze Zeit später ist er auch noch in einen Unfall verwickelt.
Der Präfekt mischt sich wie immer takt- wie distanzlos in alles ein und suspendiert den mittlerweile ziemlich müden Dupin. Aber das kann den Kommissar nicht abhalten, weiter zu ermitteln und plötzlich, natürlich beim Essen, die richtige Spur zu finden.
Ausnehmend gut liest sich dieser vierte Teil über den Pariser Ermittler in der Bretagne. Land und Leute spielen die Hauptrolle und viele Informationen sind für Urlauber, die sich in dieser Gegend erholen wollen, auf jeden Fall ein Gewinn.
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