Torsten Wohlleben: Kann ich bitte löschen, was ich gerade gesagt habe?, Carlsen Verlag, Hamburg 2014, 222 Seiten, €14,90, 978-3-551-58325-3

„Ach je. Ich wünsche mir ein Happy End. Leider habe ich keine Ahnung, wie man das anstellt.“

Es ist nicht leicht für Henner, den Erzähler dieses „Tatsachenberichtes“. Seine Freunde Jakob und Luis sind für ihr Alter von sechzehn Jahren hoch aufgeschossen und gutaussehend. Henner, den alle Henni Penni nennen, misst gerademal 1,65 m und kann es nicht ändern, auch wenn er noch so viele Schnitzel isst. Henner hat oft das Gefühl übersehen zu werden und das auch noch von seinem heimlichen Schwarm: der atemberaubend aussehenden Valerie. Die Geschichtsarbeit wird er verhauen, denn genau in diesem Fach sitzt die betörend riechende Valerie neben ihm und raubt ihm alle Sinne.

Nie traut sich Henner auf den Pinnwänden seiner Freunde bei Facebook, auch „Visagenkladde“ genannt, etwas zu posten. Doch als klar wird, dass seine Freunde nach Helgoland fahren werden und ihn irgendwie links liegen lassen, muss er sich bemerkbar machen. Henner versucht es auf die komische Tour und würde doch am liebsten alles wieder löschen, was er geschrieben hat und ab und zu auch von sich gibt.
Aber all die Aufregung war völlig unsinnig, denn Henner ist automatisch dabei. Auch Valerie und ihre Freundinnen werden auf Helgoland Urlaub machen.
Allerdings spürt Henner schon, auch wenn andere Kumpels dabei sind, dass Jakob Henner ab und zu ignoriert. Beide kennen sich von der Grundschule und das Gymnasium bietet ja die Gelegenheit, sich einen neuen Freundeskreis zu suchen.

Zu Beginn läuft auf Helgoland alles prima, zumal sie auch noch zwischen Zelt oder Wohnung, Luis Mutter Ester hat einen neuen Freund, Matti, auf Helgoland, wählen können. Als das Wetter so richtig öde wird, kommen sie auf die Idee, Matti nach seiner Playstation zu fragen. Leefke, die Tochter von Matti, öffnet die Tür. Nun haben die Jungs eine Wii und durch Henners Kopf schwirrt der Gedanke an ein neues, noch fremdes Mädchen.
Aber Henners und Leefkes Kennlernphase läuft nicht so ab wie im Film. Beide sind eher wortkarg und doch spüren sie, dass sie sich zueinander hingezogen fühlen.
Luis beginnt Henner zu ignorieren, ist aber auch nicht bereit zu reden. Für Henner ist Valeries Anwesenheit auf der Insel gar nicht mehr so wichtig, zumal sie sich in Luis verliebt, der sie aber irgendwie auch seltsam behandelt.

Es ist schon eine fiese Zeit, die Heranwachsende in die Verzweiflung treibt und doch genau um sie geht es in diesem Jugendroman von Torsten Wohlleben. Seine ganz normalen Alltagshelden, ob Henner, Jakob oder Luis, fühlen sich verunsichert, verwirrt und verletzlich auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Torsten Wohlleben findet den genauen Erzählton, zwischen schnodderig und angreifbar, lässig und ziemlich ernst, um den Leser in kürzester Zeit in diese Freundschafts- und Liebesgeschichte hineinzuziehen. ‚, ‚Kann ich bitte löschen, was ich gerade gesagt habe?