Camilla Läckberg: Schneesturm und Mandelduft, Aus dem Schwedischen von Max Stadler, List Verlag, Berlin 2013, 138 Seiten, €7,99, 978-3-548-61176-1
„Sie starrte blind und tränenlos in das erlöschende Feuer, während sie spürte, dass die Katastrophe heranraste wie ein Expresszug.“
Sechs Tage vor Weihnachten folgt Kommissar Martin Molin einer Einladung seiner Freundin Lisette Liljecrona. Richtig wohl ist ihm nicht zu Mute. Lisette scheint nicht seine Traumfrau zu sein und Familientreffen haben immer so etwas Offizielles.
Strahlend führt die Freundin dann Martin auch der Familie vor und er benimmt sich wie ein linkischer Typ, der nicht bis drei zählen kann.
Immer wieder die Perspektiven wechseln erzählt Camilla Läckberg aus den verschiedenen Bilckwinkeln ihrer Protagonisten.
Ein Sturm zieht auf, es fallen Unmengen Schnee vom Himmel und auch auf der Insel Valö braut sich etwas zusammen. Man muss wissen, dass Lisette aus einer mehr als wohlhabenden Familie stammt. Der Großvater Ruben hat im Laufe seines Lebens Milliarden gescheffelt und seine Söhne als Nachfolger ins Familienunternehmen berufen.
Doch Großvater Ruben ist ein komplizierter, kranker Mensch und mit niemandem zufrieden.
Beim reich gedeckten Tisch nimmt er die Gelegenheit wahr, um seine Familie so richtig runterzuputzen. Martin empfindet als Gast eine gewisse Scham. Immerhin wird seine Freundin gefragt, ob sie nach acht Jahren Studium endlich mal arbeiten gehen will. Die Söhne Harald und Gustav werden öffentlich gedemütigt, die Enkelin Miranda hat keinen beruflichen Erfolg mit ihrer Design-Agentur und der aufgeblasene Bernard hat alle Investionen des Großvaters in seine Firma an die Wand gefahren. Nur Matte, der Bruder von Lisette wird verschont. Opa verkündet als Alleinherrscher über das Geld, er sei nun endgültig am Ende mit seiner Geduld und ändere sein Testament.
Sagt es, nimmt einen Schluck Wasser und stirbt.
Martin waltet seines Amtes und stellt fest, dass da jemand nachgeholfen hat. Ein dezenter Mandelgeruch verrät die tödliche Dosis Zyanit.
Durch die bedenkliche Wetterlage kann niemand ans Festland, außerdem funktionieren weder Festnetz noch Handys. Nach und nach erfährt Martin in den Verhören, die er nun führen muss und sich eigentlich sehnlichst seinen Kollegen Patrick Hedström an seine Seite wünscht, dass alle Familienmitglieder – außer Matte, der wirklich trauert – nur scharf auf die Millionen von Opa sind. Lisette ist da keine Ausnahme. Der Leser spürt, dass sie irgendetwas Geheimnisvolles zusammenbraut. Martin jedoch gelangt mit seinen Verhören keinen Schritt weiter. Getarnt durch ein aufziehendes Gewitter hört auch niemand den Schuss in Mattes Zimmer. Noch eine Leiche.
Camilla Läckberg ist bekannt für ihre gut geschriebenen Krimis rund um Fjällbacka, Erica, Patrick und seine Kollgen, in denen neben den Verbrechen aber immer auch Familieninterna und Alltagsgeschichten eine wichtige Rolle spielen. In diesem Fall überlässt sie einer Nebenfigur, Martin Molin, die Hauptrolle und greift auf einen alten Erzähltrick zurück. Zwei offensichtliche Morde geschehen und der mögliche Täter ist im Haus, dass niemand verlassen kann. Zwei Familien stehen sich unerbittlich gegenüber, die Familie von Harald mit Ehefrau Britten und Kindern Lisette und Matte und die Familie von Gustav mit Ehefrau Vivi und den Kindern Miranda und Bernard. Es geht um Gier, Rache und vor allem das Schicksal, in diese Familie hineingeboren worden zu sein. Doch warum ist Vivi so nervös und verunsichert? Was steckt hinter Bernards blasierter Art? Wie krank war Matte wirklich?
Richtig spannend wird es leider nie, denn Martin agiert ziemlich hilflos von Verhör zu Verhör. Seine Beziehung zu Lisette spielt gar keine Rolle mehr und die Familienkonflikte sind leidlich durchschaubar, die Figuren zu eindimensional und zu blass, um ein wirkliches Interesse hervorzurufen.
Sicher will jeder Leser wissen, wer nun der Mörder ist. Die letztendliche Wendung im Haus der Liljecronas innerhalb der Handlung ist dann aber auch keine große Überraschung.
Und doch – empfehlenswert bleiben die Kriminalromane mit Suchtpotenzial der Schwedin Camilla Läckberg.
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