Lara Schützsack: Und auch so bitter kalt, KJB, S.Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 2014, 176 Seiten, €14,99, 978-3-596-85619-0\r\n

„Sie verstehen ihre Sprache nicht mehr, und jetzt versuchen sie verzweifelt, ihre Zeichen zu deuten. Sie suchen nach dem Punkt, wo sie meine Schwester verloren haben, nach der Abzweigung, die Lucinda genommen hat.“

Die junge Autorin Lara Schützsack erzählt in ihrem schmalen Buch, unterlegt mit Musiktiteln von den Beatles bis Pulp, von einer engen Geschwisterbeziehung, aber vor allem von Abgrenzung und Verweigerung. Die 13-jährige Malina ist die Erzählerin. Sie betet ihre vier Jahre ältere Schwester an, folgt ihr in allem, lebt in der Angst vor Dunkelheit und dass die Schwester sie verlassen könnte. Die fantasievolle Lucinda, eine überdrehte Spinnerin, die auch in Depressionen verfällt, ist „die Irre“, die von Freunden und Feinden geliebt oder abgelehnt wird. In ständiger Auseinandersetzung und offener Konfrontation lebt Lucinda mit ihrer doch sehr hilflos wirkenden Mutter Isa, die vieles überwachen, ja dirigieren würde, wenn sie nur könnte.

Malina versteht nicht alles, was Lucinda so treibt. Sie weiß nur, dass diejenigen, die mit Lucinda in den Keller gehen, nicht mehr zurückkehren.
Auch wenn diese Erfahrungen Malina von Lucinda trennen, so bilden die beiden Geschwister doch eine starke Einheit gegen die Eltern. Der Vater Frieder hält sich aus vielem heraus, die Mutter, die doch alles so „nett“ haben möchte, leidet und will doch nicht schweigend zusehen, wie ihr Lucinda mit ihren überspannten Ideen entgleitet. Lucindas Neugierde, ihre Lebensgier, ihre Machtspiele, all ihre großen Themen wie Tod und Liebe oder Unendlichkeit versteht Malina noch nicht so richtig, aber intuitiv weiß sie, sie will es Lucinda in allem recht machen und ihr nicht nur gedanklich folgen.

Dabei hat Lucinda nicht nur eine helle, sondern auch eine dunkle Seite. Ihr nerviges, ständig forderndes, teils auch arrogantes Benehmen stößt ab. Sie bestimmt, wie die junge Katze heißen soll, sie legt die Regeln fest, die der neue Nachbar Jarvis mit dem englischen Akzent einzuhalten hat, sie provoziert und nimmt seinen Absturz in Kauf und treibt alles auf die Spitze. Und Lucinda öffnet Malina die Augen über die Eltern:„Und auf einmal weiß ich, dass Frieder und Isa auch nicht mehr über dieses Leben wissen als ich…. Sie sind genauso verloren in diesem Sommer.“

Isa setzt durch, dass Lucinda zu Dr. Zimmermann zum Reden geht. Die erste Sitzung mit der gesamten Familien läuft nicht gut, den alle schweigen sich an. Isa will diese Gespräche nicht fortführen.

Und dann erhängt sich Jarvis im Vorgarten und alle sind geschockt, außer Lucinda, die Malina erzählt, dass sie auch bald sterben wird. Sie hungert aus Protest gegen den eigenen Körper, den sie so nicht akzeptieren kann, auch aus Trotz gegen Isa und ihre heile Welt.
Der Kampf der Frauen endet tragisch und offen. Niemand weiß, wohin Lucinda gehen wird. Für sie ist der Übergang vom Mädchen zur Frau, die Pupertät, so leicht dahingesagt, ein schwieriges Unterfangen und eventuell auch das Ende.

Diese Geschichte ist schwer auszuhalten, denn Malina beobachtet nur das äußere Geschehen, was wirklich in den Figuren vor sich geht, was bestimmte Szenen innerhalb der Familie erzählen wollen, muss der Leser selbst erkennen und für sich deuten.

Malina ist zwar eine gute Beobachterin, aber sie kann nicht alles verstehen und darin liegt auch der Reiz der Geschichte, die man langsam lesen muss, denn jeder Satz, jedes poetische Bild hat seine Bedeutung. ‚, ‚Die Unbegreifliche ‚, “, ‚inherit‘, ‚open‘, ‚open‘, “, ‚2442-revision-4‘, “, “, ‚2014-02-24 15:31:45‘, ‚2014-02-24 14:31:45‘, “, 2442, ‚http://karinhahnrezensionen.com/blog/?p=2470‘, 0, ‚revision‘, “, 0),