David Levithan: Letztendlich sind wir dem Universum egal, Aus dem Amerikanischen von Martina Tichy, S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M. 2014, 636 Seiten, €16,99, 978-3-8414-2219-4´
„Ich bin Treibgut, und so einsam das mitunter sein kann, es ist auch enorm befreiend. Ich werde mich niemals über jemand anderen definieren. Ich werde nie den Druck von Gleichaltrigen oder die Last elterlicher Erwartungen spüren.“
Wie kann es sein, dass jemand jeden Tag im Körper eines anderen Menschen, ob Junge oder Mädchen, aufwacht und den Tag einer völlig fremden Person überstehen muss? Was kann man im Leben des fremden Menschen erkennen oder verändern? Darf man das überhaupt? Der Seelenwanderer hat sich einfach den Namen A gegeben und stellt sich diese Fragen nicht mehr. Er ist nun sechzehn Jahre alt und hat sich mit seinem Schicksal abgefunden, bis zu dem Moment, wo er am Morgen in Justins Körper aufwacht.
Per Abfragen beim Gehirn kann A eruieren, wessen Tag er durchstehen muss, in wen ihn der heutige Tag verschlagen hat. Instinktiv ahnt A mittlerweile, was auf ihn zukommen könnte. A hat weder Vater noch Mutter, kann keine Beziehungen eingehen, knüpft keine Freundschaften und die Liebe, ist für ihn ein unmögliches Gefühl. Am liebsten ist er Einzelkind und kennt sich am besten mit PC-Spielen aus. Aber dann geschieht etwas Ungewöhnliches, A verliebt sich. \r\n\r\nDabei liebt Rhiannon Justin, einen nicht gerade aufmerksamen Jungen. Sie ist ihm viel mehr verbunden als er ihr. Aber sie nimmt es hin. Als A in Justins Körper aufwacht und Rhiannons Unglück spürt, bereitet er ihr einen unvergesslichen Tag mit Justin. Zwar ist sie verwundert, genießt jedoch die Stunden mit dem geliebten Freund.
A kann sich gegen alle Vorsätze nicht mehr von Rhiannon lösen. Er tauscht mit ihr E-Mails aus, sucht jede Gelegenheit, um sich mit Rhiannon zu treffen, obwohl sie nicht weiß, wer ER / SIE ist. Als A in Nathans Tag für ein Treffen mit Rhiannon nutzt, um sie endlich wiederzusehen, bemerkt der Jugendliche die Fremdbestimmung und macht alle völlig verrückt mit seinen Teufelsgeschichten.
Aber dann entscheidet sich A mit der Wahrheit herauszurücken. Ein unglaubliches Risiko. Aber Rhiannon lässt sich nur langsam überzeugen. Zu verrückt ist es zu akzeptieren, dass A eigentlich körperlos immer wieder als anderer Mensch vor ihr steht. Besonders problematisch ist natürlich die Tatsache, wenn A als bildschönes Mädchen erscheint.
Allerdings hat er auch Schwierigkeiten, wenn er zum Beispiel als selbstmordgefährdetes Mädchen, als illegales Hausmädchen oder im Körper von Rhiannon aufwacht.
Die Schnelllebigkeit des Alltags rast an A vorbei. Wie in so vielen Büchern sind Jugendliche auf Identitätssuche oder auf der Suche nach dem ganz individuellen Weg gegen alle Widerstände der Familie. In diesem Roman erledigt sich dieses Thema sehr schnell, denn A kann jeder sein, an jedem Ort. Er muss sich nicht an einer Peargroup orientieren, kann sich jeden Tag aufs Neue erfinden.
Doch wie geht der Seelenwanderer mit diesem Schicksal um, wie hält man diese Entdeckungsreise durch die Leben der anderen aus?
Für den Leser bleibt die Idee des Autors, David Levithan, im wahren Leben Verleger eines der größten Kinder- und Jugendbuchverlage in den USA, ein Gedankenspiel. Letztendlich kann das Universum nicht helfen, aber es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die will man eigentlich nicht erklären.
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