Clay Carmichael: Zoe, Aus dem Englischen von Birgitt Kollmann, Carl Hanser Verlag, München 2011, 255 Seiten, €13,90, 978-3-446-23783-4

„ Mein ganzes Leben bin ich die meiste Zeit allein gewesen. Nach einer Weile gewöhnt man sich daran, irgendwann gefällt es einem sogar.“

Zoe ist ein wildes, rothaariges Kind, ein starkes fast 12-jähriges Mädchen, dass nie in die Schule gegangen ist, sich aber für Bücher begeistert. Als ihre psychisch kranke Mutter stirbt, zieht Zoe zu ihrem Onkel Henry, einem Halbbruder ihres bereits vor Jahren verstorbenen Vaters. Henry ist ein außergewöhnlicher Mensch. Er ist ein berühmter Herzchirurg und hat doch seine Passion in der Kunst gefunden, in der Verfertigung von riesigen Skulpturen aus Müllresten. Auch Henry liebt Bücher. Zoe wehrt sich dagegen, sich bei Henry heimisch zu fühlen, denn sie ist es gewohnt, dass Erwachsene, und dazu zählen auch die diversen, unzuverlässigen, ja geradezu asozialen Freunde ihrer Mutter, sie zu enttäuschen. Parallel zu Zoes Geschichten erzählt ein Kater von einer Familie, die unweit von Henrys Haus in einer Hütte gelebt hat. Auch hier wurde ein Kind geboren, dass nun und das stellt sich so langsam in der Geschichte heraus, wild in den Wäldern lebt.

Zoe findet diese Hütte und sie richtet sich den kargen Raum als sicheren Zufluchtsort ein. Sie versucht den Kater, sie nennt ihn Herr Kommkomm, an sich zu gewöhnen. Beide scheinen seelenverwandt zu sein, denn sie fühlen sich allein am wohlsten.
Aber auch Henry ist ein starker, äußerst eigenbrödlerischer Typ, der mit seinen Ecken und Kanten sehr gut zu dem Mädchen passt, dass seine Fluchtgedanken nicht ablegen kann.
Zoe hasst die Schule und sie mag diesen einen Mitschüler Hargrove nicht, der sie verbiestert und permanent anstarrt. Nur ihre Lehrerin
Mr Avery bringt Licht in den Tag, denn sie borgt Zoe Bücher.
Hargrove heckt mit seinem Cousin einen fiesen Plan aus und zerstört Zoes Hütte. Allerdings wurde er bei dieser Tat verletzt – offenbar von einem Pfeil. Hargroves Vater, der Bürgermeister, ein unerbittlicher Mann, setzt eine Belohnung aus.

Heimisch werden fällt Zoe schwer und so schwebt über der gesamten Geschichte die Frage, wann vertraue ich jemanden und kann ich überhaupt nach vielen schlechten Erfahrungen einer Person mein Vertrauen schenken?

Wie gehen Mensch und Natur miteinander um? Sind die Tiere, ein weißes Reh gilt als Trophäe, für jeden der ein Gewehr hat, Freiwild?

Ärgerlich, und das scheint bei vielen Verlagen im Trend zu liegen, ist das Cover des Buches. Zu sehen ist ein rothaariges Mädchen mit einem schönen ebenmäßigen Gesicht, dass den Betrachter ernst anschaut. Warum gibt man dem Leser, kein Junge wird zu diesem Buch greifen, dieses Bild vor und lässt ihm nicht die Freiheit eine eigene Figur zu erfinden?