Lauren Destefano: Totentöchter, Die dritte Generation, Aus dem Amerikanischen von Catrin Frischer, cbt, München 2011, 400 Seiten, € 16,99, 978-3-570-16128-9

„Ich glaube, er wollte nur einen zusätzlichen Körper für sein Gegenmittel. Jenna war die Einwegbraut. Cecily ist die Babyfabrik. Und ich sollte wohl sein Augapfel sein.“

Rhine Ellery wird in vier Jahren sterben, aber dann ist sie erst 20 Jahre alt. Alle männlichen Mitglieder der noch übrig gebliebenen, verrohten Welt erleiden den Tod, wenn sie 25 Jahre alt sein werden. Ein III. Weltkrieg hat die Erde fast zerstört. Nur noch Teile von Nordamerika sind existent und die Menschheit, so wollen es die Naturalisten, versinkt im Chaos und sollte aussterben.
Rhine lebte, bevor sie nach Florida entführt wurde, mit ihrem Bruder in Manhattan. Ihr Eltern, die zur ersten Generation gehörten und ein perfektes Leben hatten, sind längst tot. Sie starben jedoch nicht an dem Virus, das vor gut 50 Jahren entdeckt wurde und die Ursache für die kurze Lebenszeit der dritten Generation ist.
Jetzt lebt das Mädchen mit den zwei Augenfarben im goldenen Käfig auf dem Anwesen des Hauswalters Linden und seines undurchsichtigen Vaters, dem Hausprinzipal Vaughn. Rhine, die 18-jährige Jenna und die 13-jährige Cecily wurden als Bräute unter einer Schar von Mädchen ausgewählt und gekauft. Wie Vieh in einem Lastwagen transportiert, erleiden die anderen Mädchen den Tod.
Cecily kennt nur ihr Waisenhaus, sie versucht sich so gut wie möglich anzupassen und unterliegt schnell der Macht des Hausprinzipals. Er forscht an einem Gegenmittel, um das Leben der Menschen zu verlängern. Rhine ahnt, dass er mit Leichen experimentiert, denn sie sieht, dass er ihre tote Vorgängerin, Lady Rose, in den Keller bringt.
In Rückblenden erinnert sich Rhine an das anstrengende Leben mit ihrem Zwillingsbruder Rowan. Beide versuchten Geld zu verdienen, mussten aber auch ihr Haus gegen herumstreunende Waisenkinder verteidigen. Immer war da die Angst vor Sammlern, die Mädchen entführen.
Der Hauswalter Linden, von Beruf Architekt, ist ein schwächlicher Mann, der um seine erste Frau trauert. Da Rhine Ähnlichkeit mit Rose hat, erwählt er sie zu seiner ersten Ehefrau. Er spielt die Schwesterfrauen nicht gegeneinander aus, bevorzugt aber Rhine, zu der er keinen intimen körperlichen Kontakt sucht.
Rhine lügt geschickt und durchschaut die Gesetze in ihrem neuen Zuhause. Sie hat sich jedoch inzwischen in Gabriel, ihren Diener, verliebt und ahnt, dass Vaughn ihr hinterherspioniert.
Bei jeder Gelegenheit sucht sie nach einem Weg in die Freiheit.
Unheimlich und voller Gefahren scheint das Haus zu sein, denn eine seltsame Geschichte, die sich um Roses Baby dreht, ängstigt Rhine.
Schnell wird der jungen Frau klar, dass sie sich vor Vaughn, ihren sogenannten Schwiegervater, in Acht nehmen muss, denn auch sein Sohn Linden ist sein Gefangener und zugleich seine Marionette. Dann verschwindet Gabriel und Rhine schmiedet einen Fluchtplan.

Lauren Destefanos alptraumhafte Romanhandlung spielt in einer zukünftigen, äußerst morbiden Welt, in der die Frauen zur Ware geworden sind, um für das Überleben zu sorgen. Nur die wohlhabenden Männer können zahlen und sich fortpflanzen. Bald wird die erste Generation mit ihrem Wissen ausgestorben sein.
Es ist eine grausige Zukunft, die die junge amerikanische Autorin erschafft, denn der Mensch an sich ist nur noch Spielball für Experimente oder Vergnügungen.
In einem Kammerspiel zeigt Lauren Destefano psychologisch überzeugend wie die drei Mädchen unter den Bedingungen der Haft sich verhalten und ihre Würde bewahren.