Richard Osman: Der Donnerstagsmordclub und der unlösbare Code, Aus dem Englischen von Sabine Roth, List Verlag bei Ullstein Buchverlage, Berlin 2025, 445 Seiten, €17,99, 978-3-471-36065-1

„All die bisherigen Verdächtigen in dem Fall überzeugen sie nicht als Täter. Davey Noakes, Lord Townes, Joannas Mann – sie kann keinen davon ganz ernst nehmen. Oder täuscht sie sich da? Die anderen warten darauf, von ihr zu hören, und Elizabeth weiß, dass sie ihnen etwas liefern muss.“

Sie sind wieder da, und das nicht nur für einen neuen, fünften Fall in Buchform, sondern auch neuerdings auf dem Streamingdienst Netflix. Plötzlich agieren die betagten Mitglieder des Donnerstagsmordclubs, die erfahrene und manchmal nicht gerade sensible Elizabeth, der weise Psychologe Ibrahim, der bodenständige Gewerkschafter Ron und die leicht verhuschte Joyce, die süße Teilchen mag, in einem abendfüllenden Spielfilm und werden durch wunderbare wie berühmte Schauspieler und Schauspielerinnen verkörpert. Wer mit dieser gut umgesetzten Filmadaption, in der auf einige Nebenfiguren verzichtet wurde, in die Reihe einsteigen will, greift sicher bald auch zu den Büchern.
Im neuen Band jedenfalls trauert Elizabeth um ihren geliebten Ehemann und Joyce freut sich wie eine Schneekönigin auf die Hochzeit ihrer nicht mehr ganz so jungen, aber beruflich sehr erfolgreichen Tochter Joanna, die endlich ihren Paul heiratet. Während der Festlichkeiten findet ein ernsthaftes Gespräch zwischen Elizabeth und dem Trauzeugen von Paul, Nick Silver, statt, dass die Lebensgeister der einstigen Agentin wieder aufleben lassen. Nick fürchtet um sein Leben, denn unter seinem Auto wurde eine Autobombe installiert. Als Inhaber der Firma Cold Storage kümmert er sich gemeinsam mit Holly Lewis analog und sicher vor Hackern um die Einlagerungen von sensiblen Firmeninterna, Festplatten u.a. Nur Nick und Holly kennen jeweils zur Hälfte den Zahlencode für den Safe unter der Erde. Im Laufe der Zeit jedoch hat sich ein Vermögen an Bitcoins angehäuft, dass Nick und Holly nun veräußern wollen und Hilfe benötigen. Beide haben sich an zwei dubiose Männer gewandt, deren Expertise gefragt ist und die ebenfalls gut an dem Geschäft verdienen könnten. Da ist zum einen der verarmte Lord Townes und der Internetbetrüger Davey Noakes. Als Elizabeth und Joyce allerdings Nick nach der Hochzeit treffen wollen, müssen sie feststellen, dass sein Büro durchwühlt wurde und er wie verschwunden ist. Hat man ihn entführt oder sogar getötet? Die Nachrichten von seinem Smartphone klingen eher so, als würde jemand anders antworten. Nachdem Holly Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim aufgesucht hat, sind sie auch nicht schlauer. Gewiss ist nur, es geht um viel Geld und so einige Verdächtige.
Neben der personalen Erzählform, die die Handlung chronologisch im Präsens vorantreibt, lässt Richard Osman Joyce aus der Ich-Perspektive von den Geschehnissen aus der Rückschau berichten. Immer wieder verheddert sich Joyce allerdings in witzigen Nebensächlichkeiten, hat aber auch dazugelernt, wenn es um Ermittlungsarbeit geht.

“’Warum Nick umbringen, wenn man seine Geheimzahl nicht kennt? Warum ihm eine Bombe unters Auto legen? Ich würde ihn entführen und dann foltern.‘
‚Und du warst früher eine so unschuldige Frau, Joyce‘, sagt Ibrahim.
‚Joyce doch nicht‘, widerspricht Ron und prostet ihr zu.“

Bevor Holly, und nun nimmt die Geschichte endlich mal ein bisschen Fahrt auf, durch eine Autobombe getötet wird, ruft sie eine gewisse Jill Usher an. Doch warum, weder sie noch ihr Mann kennen Holly. Der Fall jedenfalls dümpelt etwas langsam voran. In den Nebenhandlungen tummeln sich auch nur Kriminelle und Schläger, u.a. Ibrahims Schützling und Drogenhändlerin Connie Johnson. Rons Tochter Suzi Ritchie ringt sich mit Hilfe eines Revolvers, endlich dazu durch, ihren brutalen Lebensgefährten Danny Lloyd vor die Tür zu setzen. Dass dieser nicht so klein beigibt, ist völlig logisch, denn diese Demütigung muss gerächt werden. Und natürlich benötigen die vier vom Donnerstagsmordclub den Beistand ihrer Lieblingspolizistin Donna De Freitas und deren unverzichtbaren polnischen Handwerkerfreund Bodgan. Die beste Frage an den ganzen Fall ist natürlich, wer hat Zugang zu dem Safe und dem Haufen Geld, wenn Nick und Holly tot sind. Und da kommt plötzlich Paul, Joyce neuer Schwiegersohn ins Spiel. Sehr verdächtig. Oder vielleicht doch nicht? Vertrauen ist alles und davon gibt es in diesem Fall der betagten Rentnertruppe wenig.

Richard Osmans neuer Band ruht sich etwas auf der Dynamik zwischen den bekannten und sympathischen Figuren mit ihren Macken aus, die jeweils ihre Stärken bei den Befragungen einbringen und unter dem Radar der Polizei agieren müssen.
Die Geschichte zieht sich auch in den Nebenhandlungen zu lang hin und es fehlen die zündenden Wendungen, die Spannung erzeugen könnten. Schade.