Ylva Karlsson: Prinzen müssen draußen bleiben, Aus dem Schwedischen von Brigitta Kicherer, Urachhaus, Stuttgart 2015, 171 Seiten, €13,90, 978-3-8251-7921-2
„Es gibt ein Spiel. Ein Spiel für drei und nicht für mehr.
Es gibt ein Spiel, das sie schon lange nicht mehr gespielt haben.“
Die vierzehnjährige Josefin wohnt mit ihrer Mutter Anna und ihrer kleinen Schwester Malin auf engstem Raum zusammen. Und dann ist da noch Göran, der Freund von Anna. Sporadisch meldet sich auch der Vater der Mädchen, Hasse. Er lebt in einer neuen Familie, in der, auch wenn dort zwei Kinder sind, Josefin und Malin nicht integriert sind. Recht lieblos übergibt der Vater den eigenen Kindern die Weihnachtsgeschenke, nur um seine „neuen Kinder“ nicht zu verunsichern.
Ylva Karlsson erzählt aus Josefins Perspektive, die sich gern in Tagträumen über einen geheimnisvollen Jungen, den eigenen Tod und ihre mögliche Zukunft verliert, und langsam beginnt ihren Körper zu entdecken. Josefin hilft der Mutter viel im Haushalt, sie holt Malin vom Hort ab oder kümmert sich ums Essen. Den neuen Lebensgefährten der Mutter mag sie eigentlich und doch empfindet sie ihn mehr und mehr als Eindringling in die vertraute Dreisamkeit der kleinen Familie. Auch die Großmutter, die Mutter von Hasse, erzählt gern Geschichten vom Großvater, denen die Mädchen lauschen. Josefin versucht aus Liebe zur Mutter, ihre abwehrenden Gefühle zu unterdrücken, Göran zu akzeptieren. Fast jeden Abend ist er bei ihnen und Josefin befürchtet, dass sie bald zusammenziehen könnten.
Und dann ist da noch Vanna, ein Mädchen aus ihrer Klasse, das ihr zu nah kommt. Vanna sucht Anschluss, doch all ihre Äußerungen sind rechthaberisch oder gemein. Josefin und auch ihre Freundin Hannah wollten Vanna miteinbeziehen, aber auf die eine oder andere Weise benimmt sich Vanna unmöglich und die Mädchen wenden sich von ihr ab.
Auch wenn Josefin ihre sechsjährige Schwester Malin liebt, manchmal wird ihr alles zu eng. Sie teilen ein Zimmer und Anna, sie arbeitet den ganzen Tag, überlässt Josefin viel zu viel an Verantwortung. Immer wieder brechen Konflikte auf und Josefin beginnt Görans Essen zu verweigern.
Als dann der Neue in die Klasse kommt und nach nicht mal einer Woche Josefin seine Liebe mit einfältigen Gedichten beichtet, ist sie völlig hilflos, zumal Vanna eifersüchtig ist.
Aber nicht genug, auch Anna und Göran haben ein Geheimnis, dass sie nun endlich erzählen möchten. Anna ist schwanger und sie wollen heiraten.
Josefin stellt sich vehement gegen diesen Plan und wenn Josefin ablehnend ist, dann ist Malin es auch.
Die schwedische Autorin Ylva Karlsson beobachtet fein und ohne ein Wort zuviel einen kurzen Ausschnitt aus dem Innenleben einer fast Fünfzehnjährigen. Nichts kann Kinder oder Jugendliche so verunsichern wie Veränderungen. Sicher haben die Mädchen schmerzlich, und Josefin mehr als Malin, die Trennung der Eltern erlebt. Aber das bleibt außen vor, genauso das Verhalten des leiblichen Vaters. Gut eingespielt ist das kleine Team und Josefin braucht die Nähe der Mutter und ihre tiefe Zuneigung. Auf dem Weg zum Erwachsenwerden mit Umweg Pubertät rastet Josefin nicht hysterisch oder gar unberechenbar aus, sie wünscht sich ein Märchenschloss, allerdings ohne Prinzen. Im realen Leben sind sie jedoch die Jungen und Männer und auch wenn sie Josefin verunsichern, sie wird sich mit ihnen auf die eine oder andere Weise auseinandersetzen müssen.
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