Pierre Legrange: Schweigende Provence – Ein Fall für Albin Leclerc, Scherz bei S.Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2025, 348 Seiten, €18,00, 978-3-651-02513-4

„Er konnte regelrecht spüren, wie einige weitere Puzzlestücke sich ineinanderfügten. Gleich, beim Abendessen, würde er alle mit seinen Erkenntnissen konfrontieren. Und bei diesem Mahl, dachte Albin und steckte das Handy ein, würde er für die Beilage sorgen. Eine, die fraglos niemandem schmecken würde.“

Als Ex-Commissaire Albin Leclerc seine Post öffnet, ist er höchst erstaunt, denn der steinreiche Reifenmogul Charles Agnel lädt ihn und seine Frau Veronique und natürlich beider Mops Tyson zu einem Aufenthalt nebst feiner Küche in sein Anwesen aus dem 18. Jahrhundert in Bonnieux ein. Der gut Achtzigjährige, dessen Familie zum alten Geldadel zählt, bietet Albin einen mehr als gut bezahlten Job an. Er soll unter den anwesenden Gästen denjenigen ermitteln, der vor fünf Jahren seine Frau Camille ermordet hat. Allerdings ist die vierzig Jahre jüngere Frau bei einem Autounfall gestorben.
Albin, den auch das äußerst großzügige Honorar nicht kalt lässt, dabei plant seine Frau Veronique mit dem Geld schon den Umbau des Hauses, soll erst am kommenden Tag Informationen und belastendes Material von Charles Agnel erhalten. Zum Dinner sind alle Verdächtigen einschließlich des Spitzenkochs Edmond Paladin anwesend. Da ist zum einen der Erbe des Unternehmens, Agnels Neffe Thierry Agnel, den Charles einen „Dummkopf“ nennt, und seine impertinente Verlobte Marie Saurel, die als pampige Influencerin die ganze Zeit nur auf ihr Handy starrt. Laurent Cheval ist ein enger Mitarbeiter von Charles Agnel, Francoise Lechaix, eine gute Freundin von Camille und nebst ihrem Toyboy Marc Roussel und das Künstlerinnenpaar Péggy Yang und Audrey Hernandez. Alle hatten auf die eine oder andere Weise enge Beziehungen zu Camille, und einige waren von ihr in finanzieller Hinsicht abhängig. Wie immer in trauter Zwiesprache unterhält sich Albin beim Rauchen mit seinem Mops Tyson. Doch dieses Mal können sie sich nicht einfach so davonstehlen und spazieren gehen, denn der Jahrhundertsturm Rebecca durchfegt auch die Gebirgskette Luberon.
Schnell kehrt auch der erboste Laurent Cheval zum Anwesen zurück, denn umgeknickte Bäume sorgen dafür, dass niemand zum Anwesen gelangen kann. Am kommenden Morgen jedoch hat sich die Lage völlig verändert, denn Charles Agnel hatte völlig recht mit seinen Verdächtigungen. Der Beweis: Er liegt ermordet im Teich. Jemand hat ihm den Hinterkopf eingeschlagen und er ist ertrunken. Albin nimmt Kontakt zu seinen Ex-Kollegen auf, die ihm nun zuarbeiten müssen, und beginnt mit den Ermittlungen, die nicht ganz ungefährlich sind. Als seine Assistentin kommt seine Frau Veronique zum Einsatz, der er allerdings schnell und streng klar machen muss, dass nur er der Ermittler ist. Mit einfachen Mitteln müssen die beiden Fingerabdrücke finden, Verbranntes im Kamin untersuchen und den Safe mit wichtigen Unterlagen öffnen, denn natürlich wurde das Zimmer des Opfers durchwühlt.
Intensivste Befragungen, einige wichtige Details rund um die Geschehnisse vor fünf Jahren und ein Täter, der plump von sich ablenken will, lassen für Albin in diesem spannenden Whodunit – Krimi völlig abgeschlossen von der Außenwelt langsam ein Bild von beiden Mordtaten entstehen. Ob Liebe, Rache oder Geld, das Verbrechen schläft nicht. Doch Ex-Commissaire Albin Leclerc gehört noch nicht zum alten Eisen und löst natürlich mit Tysons Hilfe auch diesen ziemlich verwickelten Fall mit Bravour.

Spannend und unterhaltsam bis zur allerletzten Seite!