Mick Herron: Slough House – Ein Fall für Slow Horses, Aus den Englischen von Stefanie Schäfer, Diogenes Verlag, Zürich 2024, 432 Seiten, €19.00, 978-3-257-30111-3

„Es gab Verbrechen, es gab schwere Verbrechen, es gab Verrat, und es gab das absolut Unverzeihliche. ‚Wenn ich herausfinde, wer mein Feuerzeug geklaut hat‘, knurrte Lamb, ‚wird das Konsequenzen haben.’“

Der fiese Nörgler Jackson Lamb, der wie alle unfähigen Agenten im belanglosen Außenposten des M15 in London gelandet ist, raucht natürlich unerträglich ekliges Zeug, nervt alle, weil er wie ein Ochsenfrosch rülpst und furzt. Er hat ein Porträt von Wladimir Putin in der „Abstellkammer des Sicherheitsdienstes“ auf eine Dartscheibe geheftet.
Im neuesten Band der Geheimdienstsatire voller Sarkasmus und schwarzem Humor sind wiedermal die Russen in London und treiben ihr Unwesen.
Außerdem wurde das unscheinbare, sehr heruntergekommene Haus der Slow Horses aus Kostengründen einfach mal aus den offiziellen Akten gelöscht, nebst Kontaktdaten der Insassen. Allerdings werden die Bezüge für der abgehalfterten Mitarbeiter immer noch gezahlt. Wie immer praktizieren der unterschätzte einstige Politiker Peter Judd mit und vor allem die skrupellose Chefin des Inlandsgeheimdienstes, Diana Taverna, das was sie am besten können, Täuschung und Verrat.
Immer öfter bemerken die Agenten um Jackson Lamb, dass sie in Geschäften, im Bus oder Heimweg beschattet werden. So befindet sich Louisa Guy einfach nur in einem Sportgeschäft, um ordentliche Laufschuhe zu kaufen, als ein Mann sie nicht gerade unauffällig beobachtet. Als Agentin weiß sie, dass es nicht um ihre Person geht, sondern um etwas anderes. Doch was sollen diese Aktionen, die wirklich nerven. Denn nach und nach werden einstige Loser aus dem Slough House von einem Pärchen wirklich ermordet und die Frage stellt sich natürlich, woher hat das Killerkommando die Daten bezogen.
Als dann Diana Taverner mit der Sprache herausrückt, dass ihre neuen Agenten aus „Trainingszwecken“ Observationen durchführen, die ausgerechnet die Slow Horses betreffen, kommt keine gute Stimmung auf. Zumal ein Amerikaner in Russland zu Tode gekommen ist, worum sich niemand schert. Allerdings gibt es auch Regent’s Park, dem Zentrum des Geheimdienstes, Molly Doran, die vorsorglich nicht alle Papiere entsorgt hat. Als dann Struan Loy und Kay White, die als wirklich unfähig aus Slough House herausgeflogen sind, zu Tode kommen, wird die Sache brenzlig. Zumal auch noch eine Todgeweihte, Sidonie Baker, sich bei ihrem einstigen Bürokollegen River Cartwright meldet und diese auch die russischen „Missionare“ auf dem Hals hat. Doch welche Geheimnisse verbergen die Toten oder warum könnten sie gefährlich werden? Dass Putins Auftragsmörder in Europa agieren, hat jedoch nicht jeder Geheimdienst auf dem Schirm. Oder doch?

Wem der Fall irgendwie nach mehreren Bänden über die Exilanten beim M15 zu verworren scheint, kann sich an den herrlich respektvollen, politisch unkorrekten, wie rüden Dialogen schadlos halten. Niemand nimmt, z.B. Lamb etwas übel, denn im Ernstfall steht jeder für jeden ein.
Zwar sind die Loser alle irgendwie gescheitert, aber sie sind immer noch voller Empathie ( außer Lamb ) und wollen zumindest ihr Rentenalter erreichen.