Mary Beth Keane: Sieben Tage einer Ehe, Aus dem amerikanischen Englisch von Heike Reissig, Eisele Verlag, München 2024, 336 Seiten, €24,00, 978-3-96161-187-4
„Er war immer gut drauf. Hieß jeden willkommen. Ließ sich nie anmerken, wie schlecht es lief, denn wer wollte das schon hören? Niemand. Die Leute kamen schließlich, um ihre eigenen Probleme zu vergessen.“
Im tiefsten Wintersturm überdenken Malcolm und Jessica Gephardt in der Nähe von Manhattan all ihre ehelichen Konflikte. Bereits getrennt, Jess ist vor gut siebzehn Wochen an Halloween gegangen, sitzen sie in der größten Kälte im Auto und versuchen sich vorsichtig anzunähern. Dabei hatte Malcolm nicht gedacht, dass Jess wirklich so lang fortbleibt und hinzu kommt auch noch, dass sie sich in einen neuen Mann mit drei Kindern verliebt hat.
In zeitlich nicht chronologischen Rückblenden erinnern sich beide an ihr gemeinsames Leben. Als sie sich kennenlernten, wurde Jess sofort mit fünfundzwanzig Jahren schwanger, verlor allerdings das Kind. Nun gut fünfzehn Jahre später ist die Ehe kinderlos und das Paar schaut auf eine Odyssee von Versuchen zurück, per In-vitro-Fertilisation endlich schwanger zu werden, und das Baby auch zu behalten. Auch die beste Paartherapie hilft nicht, denn Malcolm und Jess sagen einander nicht die Wahrheit und jeder verfolgt seine ganz eigenen Ziele. Dadurch jedoch gelangen sie an die Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten, auch wenn Jess nun in der neuen Rechtsanwaltskanzlei besser verdient. Jess will erneut mit Hilfe der Ärzte schwanger werden und Malcolm erwirbt die Bar, in der er bereits fünfundzwanzig Jahre lang gearbeitet hat. Endlich kann er Half Moon von Hugh Lydon, allerdings durch eine dubiose Schenkung, übernehmen. Finanziell jedoch hat sich der gutmütige Malcolm in keinster Weise gut beraten lassen und so zieht sein alter Arbeitgeber ihn gnadenlos über den Tisch. Die Bar läuft nicht so, wie Malcolm es erhofft hatte und alle Neuerungen, die er voller Elan angeht, werden von den Stammgästen abgelehnt. Auch wenn der gut aussehende Malcolm ein charismatischer Barbetreiber ist, Hughs Geldeintreiber stehen regelmäßig vor der Tür.
In diesem Desaster vertreibt der Sturm die letzten Gäste und Malcolm, der nicht gern allein lebt und Jess sehr vermisst, bemerkt endlich, dass seine alte Mutter langsam dement wird.
Malcolms Vater ist sehr früh verstorben und er hatte mit Hugh einen Deal, der der Mutter zum Glück noch in Erinnerung ist. Jess hat sich nach der Trennung auf die Couch ihrer Freundin Cobie, die mit einer Frau zusammenlebt, geflüchtet. Auch wenn Jess Cobies Kinder mag, aber nicht an den Streitereien der Frauen schuld sein will, muss sie sich doch überlegen, wie sie künftig leben will. Cobie rät ihr, es doch mal allein zu versuchen. Aber Jess stürzt sich gleich ins nächste Abenteuer und lernt Neil kennen. Er ist neu in den Ort Gillam gezogen und taucht bei einer Party von Malcolms bestem Freund Patrick auf. Zu schnell möchte Neil, dass Jess zu ihm zieht, zu schnell soll sie sich mit Neils Kindern anfreunden und zu heftig ist Neils Kritik an Jess‘ Ex-Mann und auch gleich noch an seiner eigenen Ex-Frau. Schnell erkennt Jess, dass Neil und seine Kinder nicht die Lösung ihrer eigenen Konflikte sind.
Dass sich alle Probleme, außer die Kinderlosigkeit, am Ende für das Paar Jess und Malcolm im Guten auflösen, nimmt der Dramatik der Geschichte den Reiz.
Und doch, am Strand kann man diesen Eheroman gut lesen.