Lucy Fricke: Das Fest, Claassen bei Ullstein Verlag, Berlin 2024, 138 Seiten, €20,00, 978-3-546-10095-3

„Das ist das Letzte, was wir von unseren Eltern lernen, das Vergessen und das Sterben.“

Jakob ist in eine depressive Lebenskrise gerutscht und das seit längerer Zeit. Als Filmregisseur hat er seit zwei Jahren nicht mehr gearbeitet. Dabei begann alles so vielversprechend. Und nun muss er ausgerechnet seinen 50. Geburtstag feiern, so hat es Ellen, seine Freundin seit dreißig Jahren, beschlossen. Warum die beiden nie ein Paar wurden, können sie nicht erklären. Doch Ellen spielt wie im Märchen die gute Fee und sorgt dafür, dass Jakob unter Leute geht, zuerst ins Freibad.
Hier trifft er, so ein Zufall, ausgerechnet Inken, die Frau, mit der er zehn Jahre zusammengelebt hat und deren Beziehung auf unschöne Weise von ihm beendet wurde. Inken hat einen Sohn, der sich nicht so richtig traut, vom Turm zu springen. Jakob scheint den Helden spielen zu wollen und springt. Verletzt sich allerdings die Zähne. Charakteristisch scheint für ihn zu sein, dass er sich Blessuren holt und das wird sich bis zum Ende der Geschichte, dem großen Fest, wie ein roter Faden durch die Geschichte ziehen. Georg, der nun in Thailand, glücklich lebt, Jakobs einst bester Freund, taucht ebenfalls auf, Anna, die Frau, die ihm in seiner Jugendzeit aus heftigsten Krisen geholt hat, als seine Mutter starb und der Vater nur noch zur Flasche griff. Und dann landet er auch noch in einem Tamilischen Restaurant, in dem seine einstige Kinderfreundin Neela die Inhaberin ist. Und Neelas Restaurant ist auch nicht weit vom Berliner Maybachufer, wo Jakobs Wohnung liegt.
Ein Reigen der Erinnerungen beginnt natürlich und ein lebendiger Austausch zwischen all diesen Personen aus der Vergangenheit, die alle jedoch sehr gegenwärtig sind und Jakob helfen, seine innere Leere zu überwinden.

Lucy Fricke, die ebenfalls in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feiert, erzählt gut strukturiert von ihrer Hauptfigur, die jeweils an diesem Tag einen wichtigen Menschen aus einem Jahrzehnt ihres Lebens trifft. Die Gespräche öffnen Jakob die Augen, wie reich und vor allem auch aufregend sein Leben war und wie erfüllend es sein kann, nach dem Blick in die Vergangenheit endlich wieder hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen. Viele Sätze in dieser märchenhaften Geschichte, die viel zu schnell zu Ende geht, muss man sich einfach anstreichen.