Eystein Hanssen: Knochen, Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs und Andreas Brunstermann, Rütten & Loening im Aufbau Verlag, 429 Seiten, €14,99, 978-3-352-00680-7

„Bis zu diesem Abend hatten der Wolf und der Mann, der jetzt die Messer schwang, die Meute gebildet. Jetzt schlachtete der Mann den Wolf bei lebendigem Leib.“

Tief unter Hochhäusern in Oslo entdeckt ein Obdachloser einen versteckten Unterschlupf für den Winter. Es ist ein weiter Tunnel aus vergangenen Zeiten, wie später festgestellt wird, ein Nazibunker. Doch die Ruhe dauert für den Obdachlosen nur kurz, denn er entdeckt ein kleines Skelett. Elli Sunee Rathke, Kriminalkommissarin und Buddhistin, und Jan Nereng werden diesen Fall übernehmen. Elli ist halb Norwegerin, halb Thailänderin, ziemlich schlagkräftig und 178 cm groß. In ihren Träumen sieht sie einen kleinen Jungen, dem unglaublich grausames angetan wurde. Allerdings stellt sich vorerst bei dem Skelett heraus, dass es kein Kind, sondern ein Schimpanse ist. Später muss dann im Rechtsmedizinischen Institut festgestellt werden, dass doch Knochenteile von einem zweijährigen Kind, dass offensichtlich in ein Tuch eingewickelt war, sich am Skelett des Schimpansen befand. Nach längerer Suche und kleinteiliger akribischer Arbeit finden die Techniker noch mehr Skelette von exotischen, illegal nach Norwegen eingeführten Tieren: ein Lemur, eine Königskobra, eine Gartenammer, ein Polarfuchs, ein Leopard und ein Wolf. Geschlachtet wurden diese Tiere im Tunnel und sie wurden gegessen. Die Spur führt die Ermittler über das Internet zu den norwegischen Mitgliedern der Eleated Eating Community. Wer Geld hat, kann sich alles kaufen.

Parallel zur Kriminalgeschichte erzählt Eystein Hanssen von Evelyn de Rosales, einer jungen Frau von den Philippinnen, die sich mit Hilfe falscher Papiere als Au-Pair Mädchen bei der wohlhabenden norwegischen Familie Lincher anstellen ließ. Als Margarete Lincher per Zufall feststellt, dass Evelyn ein Kind hat, Au-Pairs müssen laut Vertrag kinderlos sein, ist die junge Frau erpressbar. Sie muss nun viel länger arbeiten und eigentlich fast rund um die Uhr für den vierjährigen Julius und die Familie zur Verfügung stehen. Julius ist nicht das leibliche Kind der Familie, er wurde adoptiert. Wenn er mit Evelyn, die er über alles liebt, allein ist, dann erzählt er von seinen Erinnerungen und er glaubt, dass er einen Bruder hatte.
Auch die Freunde der Linchers, Paul und Irene Brustad, haben ein Baby in Uruguay adoptiert. Paul Brustad, Sigurd Lincher und Kaspar Kleppe kennen sich seit ihrer Schulzeit. Sie sind privat und geschäftlich verwoben.

Elli und Nereng ermitteln in alle Richtungen und gelangen schließlich zu einem Zirkus, dessen Direktor Balareno vehement behauptet, dass er nie exotische Tiere eingeführt habe. Als jedoch der Schlachter Seud Kalahir, der die Abfälle für die Zirkustiere bringt, ermordet wird und auch später Balareno, scheinen Elli und ihre Kollegen auf der richtigen Spur zu sein. Schnell führen die Ermittlungen zu den Anwälten Lincher und Brustad. Doch diese mauern und kennen alle Tricks, um sich unangreifbar zu machen.
Als die Polizei jedoch beginnt in den Adoptionsunterlagen zu blättern, beginnt die Nervosität. Inzwischen wird Evelyns Aufenthalt im Hause Lincher immer präkerer, denn Sigurd versucht sich der jungen Frau mit Gewalt zu nähern. Sie hat inzwischen per Zufall ebenfalls die Papiere gesehen und es wird klar, Julius fantasiert nicht.

Äußerst spannend liest sich dieser Krimi mit einer ungewöhnlichen Ermittlerin, ihrem familiären Hintergrund und ihrer Besessenheit für die Arbeit. Aus der Tiefe der Keller Oslos bis hoch in finanziell beste Kreise führt diese Kriminalgeschichte, deren Fall mehr als brutal ist.