Sam Kashner, Nancy Schoenberger: Furios Love – Elizabeth Taylor und Richard Burton – Die Liebesgeschichte des Jahrhunderts, Aus dem Amerikanischen von Johanna Sophia Wais, Heyne Verlag, 544 Seiten, €24,99, 978-3-453-20012-8

„ Sie würden der Welt zeigen, dass sie keine verrufenen Zelluloid-Ehebrecher waren, sondern Künstler ersten Ranges, in deren Sphären gewöhnliche Konventionen nicht mehr galten. Sie hatten die bürgerliche Moral überwunden.“

Sie waren das Glamourpaar: Er, der begabte, bitterarme Waliser aus einer kinderreichen Grubenarbeiterfamilie, sie, ein Kinderstar und Liebling Hollywoods.

Gerade in einem Kostümfilm, Richard Burton konnte diese Verkleidungen nicht ausstehen, lernen sich die beiden kennen und beginnen einen Skandal, von dem die Klatschblätter jahrelang zehren können. Sie verlassen ihre Ehepartner und leben zusammen, immer begleitet von Elizabeth zahlreicher Entourage, Freunden, Familie, Beratern und dem Alkohol. Sein exzessiver Konsum wird letztendlich über beider Schicksal entscheiden und in explizierter Weise auch Richard Burtons Karriere zerstören.

Hochgelobt als Bühnendarsteller wird er an Elizabeths Seite Filme, mal mit ihr, mal ohne sie, mit wenig Erfolg drehen. Unter der Medienhysterie und den Menschenmassen nur bei ihrem Auftauchen leidend, suchen die beiden Liebenden den Rückzug, entweder auf die Yacht oder in entlegene Wohngegenden, wo man auch keine Steuern zahlen muss.

Andererseits sorgt gerade Elizabeth mit ihren exaltierten Auftritten und ihrer Vorliebe für extrem teure Edelsteine für Massenaufläufe und Häme in der Regenbogenpresse.

Die beiden amerikanischen Autoren verweisen immer wieder auf die Struktur ihres Buches: Die Quellen sollen sprechen, Richard Burtons Briefe, Elizabeths Antworten, Notizen, Burtons Tagebuch, aber auch zahlreiche Aussagen von Familienmitgliedern, Schauspielern, Regisseuren, Zeitzeugen. Sam Kashner und Nancy Schoenberger taten gut daran, sich ob der vielen recherchierten authentischen Quellen mit eigenen Meinungen zurückzuhalten. Doch die Linien ihrer Darstellungen bleiben klar.

Die beruflichen wie privaten Wege der beiden Künstler, geprägt von der Alkoholabhängigkeit Burtons und dem Aktionismus Taylors, ab einem bestimmten Punkt nicht mehr miteinander leben, aber auch nicht ohne einander sein konnten, sprechen für sich.

Die Rekonstruktion beider Lebenswelten nimmt in dem Maße an Dynamik und Farbigkeit zu, in dem die beiden miteinander arbeiten, auf der Bühne stehen, gemeinsame Projekte anschieben. Da prallen zwei Naturgewalten aufeinander, starke Charaktere. Betrachtet man den Streifen „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ so überzeugen beide in ihren Rollen mit ihrer Präsenz. Zeitlos und grandios.

Ein Sachbuch, das mit Sorgfalt und einer Prise Ironie geschrieben wurde, ein Text, der anregt wiedermal die Filme von Elizabeth Taylor und Richard Burton aus der Videothek auszuleihen, und trotz aller Kritik, zu lieben.